St. Peter in Bad Waldsee

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Bad Waldsee St Peter

Die barocke Stiftskirche St. Peter in Bad Waldsee


Auf unserem Stadtrundgang durch Bad Waldsee in Oberschwaben am Rande des Allgäus entdecken wir heute die Stiftskirche St. Peter in Bad Waldsee, ein wahres Schmuckstück barocker Architektur. Eigentlich kein Wunder, war doch Dominikus Zimmermann – quasi einer der „Stararchitekten“ des Barock – der Baumeister der Kirche, so wie sie heute zu sehen ist. Aber eigentlich hat diese Kirche auch etwas mit Mode zu tun, nämlich mit Modeerscheinungen in der Architektur.

 

Barocker Hochaltar von Dominikus Zimmermann in der Stiftskirche St. Peter in Bad Waldsee
Barocker Hochaltar von Dominikus Zimmermann in der Stiftskirche St. Peter in Bad Waldsee

 

Ursprünglich war die Stiftskirche, die zu einem der drei Waldseer Klöster in Baden-Württemberg gehörte, im gotischen Stil erbaut. Als aber im frühen 18. Jahrhundert barocke Formen in der Architektur Mode wurden, wollten die Stadtherren von Bad Waldsee ihre Kirche dem zeitgenössischen Stil entsprechend umgestalten lassen, und sie beauftragten damit niemand geringeren als Dominikus Zimmermann, der sich mit der Wieskirche bereits ein Denkmal gesetzt hatte, mit dem Umbau ihrer gotischen Kirche in den modernen barocken Stil.

 

 

Waldsee gehörte damals zu Österreich und befand sich im Einflussbereich der Habsburger. Gleichzeitig war es eine Handelsstadt, die vor allem durch Leinen- und Getreidehandel mit der Schweiz reich geworden war. Und mit drei Klöstern in der Stadt – einem Augustinerkloster, zu dem St. Peter gehörte, und zwei Klöstern der Franziskaner (einem Nonnen- und einem Mönchskloster) – war auch die Kirche ein wichtiger Faktor in der Stadt. Die drei Parteien rangen im Laufe der Stadtgeschichte immer wieder darum, ihren Einfluß nach außen hin deutlich zu machen, und die „Moderinisierung“ von St. Peter in den barocken Stil kann durchaus als Zeichen dieser Rivalität gesehen werden.

Dominikus Zimmermann ließ die Kirche in ihrer gotischen Dreischiffigkeit stehen, fügte aber zwei Kirchtürme hinzu, die heute das Stadtbild von Bad Waldsee prägen. Es gibt nur wenige Kirchen, in denen die Türme über Eck an den Kirchenkorpus angebaut sind. Sie geben dem äußeren Erscheinungsbild der Kirche ein besonderes und außergewöhnliches Aussehen.

 

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Kanzel in St. Peter in Bad Waldsee
Die perfekte Kanzel zum „Abkanzeln“ der Narren

 

Sehenswert ist aber vor allem das Kirchen-Innere: Barbara, die uns die Stadt zeigt, weist auf die Kanzel, den Hochaltar mit seinen Säulen und das Chorgestühl hin, die von Zimmermann gestaltet wurden. Sie zeigt uns die Säulen, die das Hauptschiff der Kirche von den Seitenschiffen trennen, und erklärt uns, dass deren marmoriertes Aussehen künstlich geschaffen ist – eine Modeerscheinung des Barock. Statt, dass man auf echten Marmor zurückgriff, wählte man hier die – teurere – Methode, die Marmorierung durch Gipsauftragungen zu erzeugen.

Barock in voller Pracht

An der Kanzel zeigt uns Barbara, wie man im Barock die Präsenz des Himmels darstellte: pummelige Putten tummeln sich im unteren Bereich des Kanzelaufbaus, während ausgewachsene Engel im oberen Teil die himmlische Nähe etwas ehrwürdiger präsentieren. Uns fällt auf, dass es zur Kanzel von St. Peter keinen Zugang gibt. Aber Barbara erzählt uns, dass dies die Pfarrer von Bad Waldsee nicht davon abhält, diese trotzdem – wenn auch selten – zu nutzen.

Zur schwäbischen Fastnet, der Faschingszeit, wird eine eigene Narrenmesse abgehalten, und der Pfarrer ließ sich hier etwas einfallen, um die feiergeschädigten Narren der Stadt in seine Kirche zu bringen: am Morgen der Narrenmesse ließ er die Feuerwehr mit Sirenengeheul durch die Stadt fahren, worauf die Bürger der Stadt erschreckt zur Kirche eilten in der Befürchtung, sie könnte in Brand geraten sein. Der Pfarrer jedoch hatte sich vom Kran des Feuerwehrautos in die Kanzel hieven lassen und „kanzelte“ seine Schäflein von der sonst unzugänglichen barocken Kanzel der Kirche ab. Ausdruck eines recht bodenständigen Katholizismus, der in Bad Waldsee herrscht?

 

Marmorierte Säulen aus Gips
Marmorierte Säulen aus Gips

 

Eines jedenfalls nehmen wir mit von unserer Führung durch die Stiftskirche St. Peter in Bad Waldsee: einen tiefen Respekt vor den Fähigkeiten von Dominikus Zimmermann, der die Umgestaltung von gotisch auf barock als Modeerscheinung der Zeit mit Bravour löste, und zum anderen einem Gefühl der Sympathie für den Erfindungsgeist lokaler Geistlichkeit in den Methoden, wie sie ihre Schäflein zur Messe bringt.


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Quelle: eigene Recherchen vor Ort mit freundlicher Unterstützung von der Kurverwaltung Bad Waldsee und Stadtführerin Barbara Ertner

Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Monika Fuchs, TravelWorldOnline

St. Peter in Bad Waldsee

Monika Fuchs

Monika Fuchs und Petar Fuchs sind die Verfasser und Herausgeber des Slow Travel und Genuss Reiseblogs TravelWorldOnline Traveller. Sie veröffentlichen dieses Blog seit 2005. TravelWorldOnline ist online seit 2001. Ihre Themen sind Genuss Reisen und Weintourismus in aller Welt und Slow Travel. Monika Fuchs verbrachte während ihres Studiums einige Zeit in Nordamerika, wo sie - zum Teil gemeinsam mit Petar Fuchs - die USA und Kanada bereiste und ein Forschungsjahr in British Columbia verbrachte. Das verstärkte ihren Wissensdurst, den sie 6 Jahre lang als Abenteuer-Guide für Rotel Tours und danach 11 Jahre lang als Studienreiseleiterin für Studiosus Reisen in aller Welt zu stillen versuchte. Sie erweiterte ständig ihre Reiseregionen, aber trotzdem nagte die Neugier an ihr: "Was befindet sich hinter dem Horizont? Was gibt's in dieser Stadt noch zu entdecken? Welche Menschen sind hier interessant? Was isst man in dieser Region?" Auf diese Fragen sucht sie nun als freie Reisejournalistin (ihre Artikel erschienen u.a. in DIE ZEIT, 360° Kanada, 360° USA, etc.) , Reiseautorin und Reisebloggerin Antworten in vielen Ländern der Welt. Petar Fuchs produziert die Videos auf diesem Blog sowie auf YouTube. Monika Fuchs von TravelWorldOnline Traveller ist unter Deutschlands Top 50 Bloggerinnen 2021 Weitere Informationen über Monika und Petar Fuchs.