
© Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Die Edison & Ford Winter Estates in Fort Myers, Florida, haben uns überrascht, kannten wir Thomas Alva Edison doch bisher als genialen Erfinder, der sich Zeit seines Lebens vor allem mit Elektrizität und Elektrotechnik befasste, und Henry Ford als Gründer der Ford Motor Company, der mit der Erfindung der Fließbandtechnik die industrielle Produktion revolutionierte. Wir hatten erwartet, dass wir in deren Wohnsitzen in Florida am Caloosahatchee River zahlreiche Hinweise auf ihr Lebenswerk vorfinden. Aber weit gefehlt: ihre beiden Häuser, die die zwei befreundeten Familien nebeneinander errichtet hatten, machen eher den Eindruck eines botanischen Paradieses. Zwar gibt es eine kleine Garage, in der Ford seine persönlichen Fahrzeuge unterstellte, und Edisons Haus ist mit den zu seiner Zeit modernsten Ausstattungen eingerichtet: elektrischem Licht und Glühbirnen, die seine Lampen in diffusem Licht erglühen lassen. In seiner Bibliothek steht ein Phonograph, auf dem einst Schelllackplatten ihre Kreise drehten. Aber weitere Hinweise auf das technische Genie der beiden fehlen.

Stattdessen wachsen auf dem weitläufigen Grundstück, das sich die beiden Familien teilten, zahllose exotische Pflanzen aus aller Welt. Der Grund für diese Sammlung tropischer und subtropischer Gewächse aus verschiedenen Ländern hatte – wie wir erfuhren – indirekt mit den üblichen Arbeitsbereichen der beiden Männer zu tun: suchten sie doch Anfang des 20. Jahrhunderts nach Ersatzstoffen für Gummi, die die USA unabhängig machen sollten von Gummiimporten aus anderen Weltregionen. Dritter im Bunde dieser Suche nach botanischen Ersatzstoffen war Harvey Firestone. Ihr pflanzliches Experimentierlabor kann man heute noch neben dem Eingangsgebäude der Anlage besichtigen.

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Wir ziehen es jedoch vor, die Gärten mit ihren Wurst- und Kapokbäumen, den Eukalypten und Königspalmen, den uralten Palmfarnen und dem riesigen Banyanbaum zu genießen und uns anzuschauen, wie die beiden Industriebarone einst lebten. Und auch hier erleben wir eine Überraschung, hatten wir doch erwartet, dass sie – ähnlich wie die Flaglers, die Vanderbilts oder die Astors – in opulent ausgestatteten Palästen wohnten. Jedoch weit gefehlt – die Ferienhäuser der beiden Familien waren zwar großzügig angelegt mit vielen gut durchlüfteten Zimmern mit großen Fenstern und Terrassentüren, durch die die Brise vom Caloosahatchee River weht und auch in den heißen Sommermonaten für natürliche Abkühlung sorgt. An Platz mangelt es nicht. Aber das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts kein Wunder, galt Florida doch damals noch als amerikanische Frontier, mit der man nicht so recht wusste, was man damit anfangen sollte. Grundstücke waren günstig zu bekommen, und an Platz fehlte es niemandem.

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Die Einrichtung der beiden Häuser erscheint eher bescheiden und keineswegs dem Größenwahn entsprechend, den man den Industriebaronen jener Zeit allgemein nachsagt. Hier hatten sich zwei befreundete Familien gemütlich eingerichtet, in einer Umgebung, in der man sich wohlfühlen kann. Ford und Edison waren hierher gekommen, um eine bestimmte Aufgabe zu erledigen, nicht um pompöse Feste zu feiern. Diese beiden Gebäude und ihr Garten zeugen davon. Diesen beiden Familien ging es nicht darum zu repräsentieren, sondern darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen mit mühseliger Sissifusarbeit, die Jahre in Anspruch nahm. Dies bestätigen auch die Nutzgärten auf dem Gelände: Gemüse und Kräuter wurden ebenso angepflanzt wie Fruchtbäume aller Art. Da gibt es Mangos, Orangen, Zitronen, Papayas, Sternfrüchte und mehr. Die Edisons und die Fords liebten es, sich aus dem eigenen Garten zu versorgen.

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Ein Besuch im Edison & Ford Winter Estate ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, einmal hinter die Fassade der weltberühmten Erfinder und Autobauer zu blicken, und er zeigt Unerwartetes und Überraschendes. Die beiden Männer verlieren für uns ihren Nimbus an übermenschlicher Genialität und werden zu sympathischen und bescheidenen Menschen, die von einem gemeinsamen Ziel getrieben voller Ausdauer auf dessen Verwirklichung hinarbeiten. Ein Lehrstück dafür, dass man sich keine vorgebildete Meinung machen sollte!
Quelle: eigene Recherchen vor Ort mit freundlicher Unterstützung von The Beaches of Fort Myers and Sanibel
Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Foto: © Copyright von Monika Fuchs, TravelWorldOnline

Monika Fuchs und Petar Fuchs sind die Herausgeber des Slow Travel und Genuss Reiseblogs TravelWorldOnline Traveller. Sie veröffentlichen dieses Blog seit 2005. TravelWorldOnline ist online seit 2001.
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Monika Fuchs arbeitet seit 1990 im Tourismus. Sie war 17 Jahre lang als Reiseleiterin auf vier Kontinenten unterwegs und hat hochklassige Reisen begleitet. Seit 2001 ist sie Autorin und Fotografin für TravelWorldOnline und schreibt als freie Journalistin für DIE ZEIT Online und Reisemagazine wie 360° Medien, TRIVAGO, etc. Außerdem verfasst sie Reiseführer über Destinationen und Genuss Reiseziele in aller Welt. Petar Fuchs produziert die Videos auf diesem Blog sowie auf YouTube.
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