Auf meinen Reisen durch die Welt bin ich immer wieder Orten begegnet, die sich durch überraschende Ideen und Initiativen vor dem wirtschaftlichen Untergang gerettet haben. Aber ein Dorf, das sich deswegen dem Mohn verschrieben hat, war nicht dabei, bis wir im vergangenen Jahr das Mohndorf Armschlag im Waldviertel in Niederösterreich kennen lernten. Dort dreht sich wirklich alles um Mohn!
Im Dorfwirtshaus, das – wie kann es anders sein – sich als „Mohnwirt“ bezeichnet, kann man von traditionellen bis neu kreierten Mohngerichten so gut wie alles probieren. Den Dorfparkplatz verschönert das größte Mohngemälde der Welt – ohne Superlativ geht es offenbar auch in diesem kleinen Dorf nicht. Gegenüber befindet sich der Mohndorfladen und ein Spaziergang führt zum Mohngarten. Wer unverhofft hier ankommt, denkt, er ist in einer anderen Welt. Wir sind eingeladen worden, um mehr über das Mohndorf und seine Geschichte zu erfahren. Und die ist spannend!
Mohn muss man mögen in Armschlag, Mohndorf im Waldviertel
Mohn muss man allerdings mögen, wenn man Armschlag besucht, denn ums Probieren kommt hier keiner herum. Da wir Mohn aber schon immer gern essen, sind wir gespannt, was wir beim Mohnwirt kennenlernen werden. Die Mohnwirtin höchstpersönlich, Rosemarie Neuwiesinger, begrüßt uns und erzählt uns die Geschichte ihres Dorfes. Sie und ihr Mann Johann waren es, die die Idee hatten, das darbende kleine Dorf Armschlag und seine Bewohner dazu zu bringen, sich den Mohn auf die Dorfflagge zu schreiben, bildlich gesprochen. Wie vielen Dörfern im Waldviertel erging es auch Armschlag: die Jugend wanderte ab in die Städte, es gab keine Arbeitsplätze, und die Landwirtschaft warf nicht genug ab, um davon wirklich leben zu können. Da fassten Johann und Rosemarie Neuwiesinger den Entschluss, ihren Dorfgasthof ganz unter das Motto des Mohns zu stellen, den verschiedene Bauern in und um Armschlag auf den hochgelegenen Feldern des Waldviertels anbauten. Und sie machten sich daran, die Dorfbewohner davon zu überzeugen, das gesamte Dorf unter dieses Motto zu stellen. Das war Anfangs schwierig. „Schuster bleib bei deinen Leisten“ ist der Leitsatz der Menschen in dieser Region, und so dauerte es einige Jahre, bis sich die Idee durchsetzen konnte. Kommt man jedoch heute ins Mohndorf Armschlag, kommt man am Thema Mohn nicht mehr vorbei.
Leckere Mohn-Spezialitäten beim Mohnwirt
„Und das ist gut so“, finden alle, denen wir auf unserem Rundgang durch das Dorf begegnen. Die Tische im Garten des Mohnwirts sind ebenso voll besetzt wie in der Wirtschaft selbst. Rosemarie Neuwiesinger erzählt uns, dass sie heute noch eine größere Busgruppe erwartet, die ebenfalls in den Genuss ihrer Mohnspezialitäten kommen will. Und die können sich sehen – oder besser schmecken – lassen. Wir bestellen uns Mohnnudeln und Mohnknödel. Ein echter Genuss! Meine Mohnnudeln sind Kartoffelnudeln in Mohnbutter und Rum, und die schmecken so gut, dass ich diese inzwischen auch zu Hause immer wieder koche. Und Petar verspeist seine Mohnknödel mit Hollerkoch so, als ob er schon tagelang nichts mehr zu Essen bekommen hat. Ein sicheres Zeichen, dass ihm etwas schmeckt!
Wer will, kann sein gesamtes Menü mit Mohn verfeinern: da gibt es Mohnfrittatensuppe, Mohnkäsesalat mit Äpfeln und Kürbiskernen, Karpfenfilet im Mohnmantel mit Erdäpfelsalat oder Kräuter-Käse-Mohnomelette, und zum Dessert stehen neben Mohnnudeln und Mohnknödel noch die Mohntorte, Mohneis mit Eierlikör, Mohnzelten und Weißmohnauflauf mit Kirschsoße zur Wahl. Und dazu gibt’s, wie es sich gehört, Mohnwirtskaffee oder ein Stamperl Mohnkorn. Nur einen leeren Magen sollte man mitbringen, denn die Köstlichkeiten machen schnell satt.
Das ganze Dorf „lebt“ den Mohn
Wir machen uns nach unserem schmackhaften Mittagessen auf zu einem Rundgang durchs Mohndorf und dürfen hineinschauen in die Scheune des Mohnwirts. Dessen Innenwände sind voll mit Regalen, auf denen Hunderte von Mohnmühlen stehen, in allen Formen und allen Farben. Die Fenster der Nebengebäude des Wirtshauses sind mit Mohnkapseln dekoriert, die wie Girlanden entlang des Daches angebracht sind.
Ein paar Schritte weiter sehen wir auf einem Ortsplan, dass alle Wanderwege, die, wie kann es anders sein, auch zu Mohnfeldern führen, von „Mohni“ geführt werden, einer Figur, die den Wanderern den Weg weist. Gleich nebenan befindet sich der Mohnbauernladen, in dem es alles gibt von leeren Mohnkapseln, die sich gut zur herbstlichen Dekoration verwenden lassen, über Kochbücher für Mohngerichte bis hin zu Mohndirndl, die sich die Damen des Dorfes extra haben entwerfen lassen, und in denen sie heute ihr Dorf repräsentieren.
Hier meint man es wirklich ernst mit dem Thema „Mohn“. Nur wenige Meter weiter schließlich kommen wir zum Mohngarten, in dem sich um drei überdimensionale Mohnkapseln aus Holz die Mohnsorten aus aller Welt gruppieren: von kalifornischem Mohn über afghanischen Mohn sieht man hier alle Sorten, die es weltweit gibt. Das Einzige, was wir bei unserem Aufenthalt in Armschlag vermissen, ist die Blüte der Mohnfelder. Aber dafür sind wir im September zu spät dran. Um das zu sehen, müssen wir im Sommer wieder kommen. Denn Armschlag, Mohndorf im Waldviertel, hat uns mit seiner Spezialisierung auf den Mohn mehr als begeistert. Ein guter Grund, um wieder zu kommen.
Kennst Du schon:
Weitere Genuss Reiseziele gibt’s hier zu finden. Entdecke andere Orte in Österreich.
Quelle: eigene Recherchen in Armschlag, Mohndorf im Waldviertel, mit freundlicher Unterstützung durch Waldviertel Tourismus
Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Video: © Copyright Petar Fuchs, TravelWorldOnline