L’Anse aus Meadows – Wikingersiedlung und Fischerdorf
Auch wenn der kleine Ort L’Anse aux Meadows an der Nordwestküste Neufundlands vor allem wegen der weltberühmten archäologischen Ausgrabungsstätte bekannt ist, in der Helge Ingstad und seine Frau Anne Stine nachwiesen, dass die Wikinger um das Jahr 1000 n.Chr. tatsächlich die Küsten Nordamerikas erreicht hatten, ist das Fischerdorf für sich genommen schon sehenswert. Hier scheint die Zeit still zu stehen. Wenn man sich den Film im Besucherzentrum der archäologischen Fundstätte ansieht, dann ist dieser Ort noch nicht lange per Auto zu erreichen. Denn in dieser Dokumentation trägt Ingstad seine Frau und neu ankommende Helfer für die Ausgrabungsarbeiten im Jahr 1960 auf dem Rücken von kleinen Booten an Land. Ihre Ausrüstung mussten die Archäologen genauso wie die Wikinger noch übers Wasser hierher transportieren.
Das Ende der Welt
Heute ist der Ort im äußersten Nordwesten Neufundlands zwar bequem über den Viking Trail zu erreichen, den Highway, der fast in seiner gesamten Länge von Deer Lake entlang der Küste nach Norden führt vorbei an kleinen Dörfern. Doch trotzdem liegt L’Anse aus Meadows bis heute am Ende der Welt. Von den Ufern, an denen die Fischerhütten und die wenigen Wohnhäuser der Fischer liegen, blickt man hinüber nach Labrador, das auf der anderen Seite der Strait of Belle Isle gut zu erkennen ist.
Möwen lassen sich vom Wind an der Küste entlang wehen. Offensichtlich führen sie hier ein lukullisches Leben, denn am Strand entdecken wir die Reste einer Hummermahlzeit, die die geflügelten Räuber der Küste zurück gelassen haben: Hummerschalenstücke liegen zwischen rund gewaschenen Kieseln am Ufer.
Auf ein Schwätzchen
Vor den meisten Häusern sehen wir gut instand gehaltene Ruderboote im Gras, die darauf warten, von ihrem Besitzer zum nächsten Fischausflug ins Wasser gelassen zu werden. Wir beobachten zwei Fischer dabei, wie sie ihre Netze flicken. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, ihre Arbeit kurz liegen zu lassen für einen kleinen Schwatz mit den Fremden aus Übersee. Sie erzählen uns gerne, woran sie gerade arbeiten und zeigen uns, wie sie dies tun.
Wir sehen zwar keine Frauen auf unserer kleinen Tour durch L’Anse aus Meadows, aber Wäsche, die an der Leine im Wind flattert, zeugt von ihrer Anwesenheit. Manche der Fischerhäuschen sind hübsch und einfallsreich dekoriert und weisen darauf hin, dass dies keine reine Männerwelt ist. Für Kinder ist dieser Ort das reinste Paradies, gibt es doch nur selten Autos, die sich hierher verirren. Hier aufzuwachsen bedeutet Freiheit und viel Platz für Entdeckungen und Abenteuer, ohne auf die Gefahren und die Hektik der Großstadt achten zu müssen.
Guten essen in L’Anse aus Meadows
Umso größer ist unsere Überraschung im einzigen Restaurant des Ortes, dem Norseman Restaurant, wo wir mit den kulinarischen Köstlichkeiten der Region verwöhnt werden. Da gibt es Crepes mit Heidelbeersirup und einen Meeresfrüchteeintopf, bei dem mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen läuft und andere leckere Gerichte. Unser Tipp: macht bei der Anreise nach L’Anse aux Meadows unterwegs keinen Stopp für eine Mittagspause, sondern hebt Euch Euren Hunger für dieses Restaurant auf. Von den großen Fenstern der einfachen Blockhütte kann man bei klarer Sicht über den Hafen von L’Anse aux Meadows bis nach Labrador blicken und dabei ein gutes Mittagessen genießen.
Wer genügend Zeit für die Besichtigung der beiden Wikinger Attraktionen – der archäologischen Fundstätte und von Norstead, einem gut gemachten Living History Museum – , eine Tour durch den Ort und ein gemütliches Mittagessen im Norseman Restaurant haben will, sollte mindestens eine Übernachtung in L’Anse aux Meadows oder Umgebung in seine Reise durch Neufundland einplanen.
Quelle: eigene Recherchen vor Ort
Text: © Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Monika Fuchs, TravelWorldOnline