Als studierte Amerikanistin und häufige Besucherin von Plymouth und Boston in New England interessiert mich das Pilgrim Fathers Museum in Leiden in Holland brennend. Ich will mehr über die Geschichte der Pilgerväter erfahren. Dafür eignet sich ein Besuch in diesem kleinen Museum sehr gut.
Was haben die Pilgrim Fathers mit Leiden Holland zu tun?
Ganz einfach. Bevor die Pilgrim Fathers ihre Reise nach Amerika antraten, versuchten sie in Leiden ein Leben nach ihren Vorstellungen zu führen. Die Pilgrim Fathers gehörten zu einer Gruppe radikaler religiöser Separatisten. Sie sagten sich von der Church of England los und forderten die Autonomie ihrer Gemeinde. Das konnten die Staatskirche Englands und das englische Königshaus nicht akzeptieren. Die puritanischen Separatisten verfolgte man daher Anfang des 17. Jahrhunderts unter Elizabeth I. und James I. Eine Gruppe puritanischer Pilgerväter ging nach Holland. Dort erhofften sie sich mehr Toleranz gegenüber ihrer Religion. Die Bevölkerung von Leiden galt im 17. Jahrhundert als aufgeschlossen. Sie hieß auch Menschen willkommen, deren Religion nicht der Norm entsprach.
Zwölf Jahre lang verbrachten sie unter Führung ihrer Pastoren Richard Clifton, John Robinson und William Brewster in Leiden. Als Ausländer durften viele von ihnen nur schlecht bezahlte Arbeiten ausüben. Manche von ihnen betrachteten die holländische Moral der Zeit mit Misstrauen. Sie fürchteten deren Einfluss auf ihre Mitglieder. Daher entschloss sich 1620 knapp die Hälfte der Puritaner Hollands, sich mit einer größeren Gruppe Separatisten zusammen zu tun. Sie wollten mit einem Landpatent der London Virginia Company an Bord der Mayflower nach Amerika segeln. Nord-Virginia in der Nähe des Hudson River war ihr Ziel. Dass sie schließlich in der Region von Plymouth im heutigen Massachusetts landeten, war purer Zufall. Ein Sturm hatte sie dorthin verschlagen. Nach einer ersten Landung auf Cape Cod stellten sie fest, dass die Insel nicht für ihr Überleben geeignet war.
Der Mayflower Compact
Die Pilgrim Fathers beschlossen im Mayflower Compact die erste Vereinbarung einer Selbst-Regierung. Seither gelten sie in den USA als Vorläufer und Vordenker demokratischen Gedankenguts. Eine Reihe amerikanischer Präsidenten ist stolz darauf, Mitglieder der Pilgerväter in ihrer Ahnenreihe vorweisen zu können. Darunter sind Vater und Sohn Bush, Barack Obama und Roosevelt. Nicht weniger als 9 amerikanische Präsidenten können sich dieses Stammbaums rühmen.
Das Leiden American Pilgrim Museum
Das ist einer der Gründe, warum das winzige Leiden American Pilgrim Museum vor allem für Amerikaner interessant ist. Wir wollten es uns ansehen, weil wir vor einigen Jahren die amerikanischen Orte kennengelernt hatten, an denen die Pilgrim Fathers ihre ersten Schritte auf amerikanischem Boden machten. Die Strände von Cape Cod und die Stadt Plymouth in Massachusetts. Dort wird die Erinnerung an sie hochgehalten. Das Pilgrim Memorial in Provincetown auf Cape Cod und das Forefathers Monument in Plymouth erinnern an sie. Wir erhofften uns von diesem Museum einen Einblick in das Leben der Pilgrim Fathers in Europa.
Die Pilgrim Fathers und das älteste Haus von Leiden
Zunächst taten wir uns etwas schwer, das Museum zu finden. Es befindet sich im ältesten Haus von Leiden aus dem Jahr 1370 am Beschuitsteeg 9. Das Gebäude hat mit den Pilgervätern wenig zu tun. Es wird geführt von Jeremy Bangs, einem Historiker aus den USA. Er lebt und arbeitet seit mehr als 30 Jahren in Leiden. Dabei befasst er sich seit den 80er Jahren mit der Geschichte der Pilgrim Fathers. Er hat mehrere Bücher und zahlreiche Artikel über die Pilgerväter publiziert. Er ist es auch, der uns die Tür zum Museum öffnet, als wir schon wieder weggehen wollen. Obwohl das Museum geöffnet ist, muss man klingeln, um Einlass zu erhalten. Das Leiden American Pilgrim Museum ist ein außergewöhnliches Museum.
Es besteht aus zwei Räumen. In einem betreibt Dr. Bangs seine Studien, wenn gerade keine Besucher da sind. Er hat im Laufe der Jahre zahlreiche Dokumente und Gegenstände aus der Zeit der Pilgrim Fathers gesammelt. Diese zeigt er in diesen beiden Räumen. Besonders stolz ist er auf einen Stadtplan von Leiden aus der Zeit und eine Karte, die die Küste Amerikas zeigt, wie sie wenige Jahre nach der Ankunft der Pilgerväter in der Neuen Welt bekannt war. Mit Buchten und Landvorsprüngen, wie wir sie heute kennen, nur dass diese in einer anderen Richtung verlaufen als sie uns vertraut sind. Manhattan und Long Island liegen darauf westlich von Plymouth, nicht im Süden. Navigationsgeräte, die damals noch nicht existierten, verfälschen die Angaben auf dieser Karte.
Das Haus des Priesters von Leiden
Auf meine Frage, was dieses Haus denn mit den Pilgrim Fathers zu tun hätte, lacht Dr. Bangs. Er meint: „Es war das Haus des Priesters von Leiden, und daher besteht die Möglichkeit, dass William Brewster, der Kirchenälteste der englischen Separatisten, hier zu Gast war. Einen Nachweis dafür haben wir allerdings nicht.“ Was das Museum interessant macht, sind die Geschichten, die Bangs seinen Besuchern erzählt. Er berichtet davon, wie die Menschen zur Zeit der Pilgerväter lebten. Er zeigt uns Dokumente aus jener Zeit und führt uns anschließend ins Nachbarhaus. Darin hat er Möbelstücke aus der Epoche zusammengetragen. Diese vermitteln einen Eindruck davon, wie man damals in Leiden lebte.
Mehr über die Pilgrim Fathers im Leiden American Pilgrim Museum
Das Leiden American Pilgrim Museum ist außergewöhnlich, aber sicher nicht für jeden das Richtige. Wer sich jedoch für die Geschichte der USA und die Zeit in Holland Anfang des 17. Jahrhunderts interessiert, wird den Geschichten Bangs gerne lauschen. Man sollte sich keinen normalen Museumsbetrieb erwarten. Das Ganze wird betrieben als Ein-Mann-Unternehmen. Wenn Dr. Bangs mit einer Gruppe von Besuchern gerade im Nebenhaus unterwegs ist, müssen Besucher vor dem Eingang zum Museum warten, bis er zurück ist. Es ist jedoch gerade diese persönliche Art der Museumsführung, die das Besondere daran ausmacht. So spüren wir die Begeisterung, mit der Jeremy Bangs sich auf Spurensuche in die Vergangenheit begibt. Wer sich darauf einlässt, kann hier einen guten Einblick in jene Zeit erhalten.
Leiden American Pilgrim Museum
Beschuitsteeg 9, Leiden
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Quelle: Recherchen vor Ort. Wir danken auf jeden Fall der Stadt Leiden für die Unterstützung. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.
Text: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline