Zugegeben, ich hatte von Victoria-by-the-Sea vorher noch nichts gehört, obwohl ich schon oft auf Prince Edward Island unterwegs war. Umso überraschter war ich, als wir in diesem Sommer dieses hübsche kleine Dorf am Meer an der Südküste der Inselprovinz in Kanadas Osten besuchten. Es gibt keine großen Hinweisschilder, und auch in unserem Reiseführer wird der Ort eher beiläufig erwähnt. Daher bereitet uns nichts vor auf die Galerien mit ihren fantasievollen Schnitzereien, den maritimen Souvenirs und den netten Dekors im Cottage-Stil, mit denen ich so gern meine Wohnung zu Hause schmücken würde. Die liebevoll gepflegten Häuser des Ortes laden mit ihren Veranden dazu ein, einen faulen Nachmittag mit einem guten Buch in einem der Schaukelstühle oder Hängematten zu verbringen. Für die aktiveren Besucher dümpeln Boote im kleinen Hafen, die auf Sportangler warten. Und für Fotografen wie mich bietet dieser Ort am Meer soviele Motive, dass wir hier Tage zubringen könnten, ohne alle Ecken und Nischen mit immer neuen Einblicken in die überschäumende Fantasie der Bewohner von Victorica-by-the-Sea entdeckt zu haben. Hier scheint in jedem Haus jemand zu wohnen, dessen Kreativität dazu beiträgt, das Dorf am Meer, seine Häuser, Cafés, Läden und Gärten schöner zu machen.
Dorfidylle am Meer in Victoria-by-the-Sea
Vielleicht liegt’s daran, dass man sich Zeit nehmen muss, um die Galerien, die Restaurants, Cafés und Läden des Ortes zu erkunden, denn auf den ersten Blick sehen wir nur den kleinen Hafen, die Fischerschuppen und den gedrungenen Leuchtturm, der hübsch anzusehen ist, aber nicht unbedingt beeindruckend wirkt. Wir stellen unser Auto in einer Nebenstraße ab und machen uns zu Fuß auf, das Dorf am Meer zu erkunden. Während der Wind über der Northumberland Strait zunehmend auffrischt und sich über uns immer bedrohlichere Wolken aufbauen, die für die nächsten Stunden und Tage nichts Gutes ahnen lassen, schnappen wir uns unsere Wetterjacken und gehen hinunter zu den Gebäuden am Hafen. Auf dem Weg dorthin sehen wir entlang der Küstenlinie die rote Erde, für die Prince Edward Island so berühmt ist. Sie ist der Grund, warum diese Insel so fruchtbar ist. Im Hafenbecken liegt ein Hummerboot, das heute wahrscheinlich wegen der höher werdenden Wellen nicht hinausfahren kann, um seine Käfige einzuholen. Aber Hummer gibt es hier sicher, wie die Lobster Barn Pub Eatery großspurig an ihrer Hauswand verkündet. Wer will, kann sich bei einem Lobster Lunch oder Lobster Dinner daran satt essen.
Die Lobster Barn Pub Eatery in Victoria-by-the-Sea
Wenn ich auch sonst nie zu einem leckeren Hummeressen nein sage, aber an diesem Nachmittag locken uns die benachbarten Läden mehr mit ihren hübschen Schildern fürs eigene „Cottage“, den „Garden Shed“ oder das „Beach House“. Dazu gibt’s hölzerne Hummerbojen, wie man sie früher an diesen Küsten verwendet hat, und nicht die knallbunten Plastikbojen, die heute in den Gewässern um Prince Edward Island die Stellen kennzeichnen, an denen die Hummerfischer ihre Käfige versenken. Und es gibt alte Holzstühle, die man voller Fantasie restauriert und mit viel Farbe zu einem wahren Kunstwerk gemacht hat. Natürlich dürfen hier – als Konzession an die internationalen Besucher – die knallroten Zöpfe und der Strohhut von Anne of Green Gables nicht fehlen. Uns reizen jedoch viel mehr die schönen Schalen aus Bernstein oder der Metallschmuck in den kunterbunten Vitrinen.
Am Ende des Stegs peitscht uns der inzwischen stürmische Wind die ersten Regentropfen ins Gesicht, und die Terrasse des Beachcombers Restaurants am Meer, von der man bei Sonnenschein sicher einen tollen Ausblick auf die Northumberland Strait und – bei klarer Sicht – auf Nova Scotia hat, ist wie leer gefegt. Wer hier noch Minuten vorher seinen Kaffee genossen hat, hat inzwischen die Flucht ergriffen vor der Kraft des Windes. Auch wir lassen ihn uns nur kurz um die Nase wehen, denn die Tropfen, die jetzt vom Himmel fallen, werden immer größer. Da wir, wie meistens, keinen Schirm dabei haben, der bei diesen Böen sowieso nichts schützt, laufen wir von einem Laden zum nächsten und pirschen uns so wieder an unser Auto heran. Den Rest von Victoria-by-the-Sea schauen wir uns aus dem trockenen Auto an.
Groß ist das Dorf am Meer nicht. Eigentlich besteht es nur aus einer Straßenkreuzung, deren Nebenstraßen miteinander durch eine Straße, die um das Dorf herum führt, verbunden sind. Aber bei unserer Fahrt durch den Ort entdecken wir in jeder Straße neue Schilder, die in Kunstgalerien, Boutiquen, einen Schokoladenladen oder ein an ein Puppenhaus erinnerndes Café einladen. Nur schade, dass uns der niederprasselnde Regen einen Strich durch die Rechnung macht. Das nächste Mal nehmen wir uns mehr Zeit für diesen Ort. Vielleicht übernachten wir sogar in einem der netten Bed and Breakfasts im Dorf. Denn unsere Stippvisite in Victoria-by-the-Sea hat uns neugierig gemacht auf die Menschen in diesem Dorf. Und wer weiß, welche Überraschungen da noch auf uns warten?
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Quelle: eigene Recherchen vor Ort. Wir bedanken uns bei Tourism Prince Edward Island für die Einladung zu dieser Reise am Meer. Unsere Meinung bleibt unsere eigene.
Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline