Essen im Hotel Restaurant Rheingerbe in Stein am Rhein
Eigentlich habe ich es zufällig entdeckt. Bei meinen Recherchen vor unserer Kurzreise in die Untersee-Region des Bodensees stieß ich auf eine Anzeige auf einer der Tourismusseiten. Ihr wisst schon: die, auf denen alle Sehenswürdigkeiten, Unterkünfte und Restaurants des Ortes aufgelistet sind. Eine Anzeige am Rande dieser Website weckte mein Interesse. Hieß es doch dort, dass das Hotel Restaurant Rheingerbe in Stein am Rhein ein Pilgermahl anbietet. Das klang interessant. Anders, als das sonst übliche, was in Restaurants serviert wird. Da wir auf unseren Reisen immer gern etwas Neues und Außergewöhnliches ausprobieren, war damit das Örtchen Stein am Rhein und sein Restaurant Rheingerbe auf unserem Reiseplan gelandet. Ein Glücksgriff aus mehr als einem Grund. Aber davon später mehr! Hier geht’s zunächst einmal ums Kulinarische, das wir auf dieser Reise entdeckt haben.
Woher stammt der Name Rheingerbe?
Der Name des Restaurants geht zurück auf die Geschichte des Hauses aus dem 15. Jahrhundert. „Im Erdgeschoss, da wo heute unsere Wirtsstube ist, trockneten einst die Häute von Tieren und wurden entweder rot oder weiß gegerbt“, erzählt uns Frau Meier, die zusammen mit ihrem Mann dieses Restaurant betreibt. „Heute sieht man davon nichts mehr, aber der Name unseres Restaurants geht auf diese Gerberei zurück.“
Ein Pilgermahl im Restaurant Rheingerbe
Was sich zunächst als sehr karg und mager anhört, erweist sich im Restaurant Rheingerbe als ein Erlebnis für den Gaumen. Das Pilgermahl, das das Ehepaar Meier uns serviert, ist etwas ganz Besonderes. Aus Anlass des 600. Jahrestags des Konstanzer Konzils ließ man sich in der Küche des Restaurants etwas Außergewöhnliches einfallen. Man bot den Gästen des Restaurants ein Menü, die ausschließlich aus Zutaten bestehen, die vor 600 Jahren in der Region bekannt waren.
Wenn Du Dir Konstanz anschauen willst, dann findest Du Tipps in diesem Artikel von Tanjas Life in a Box.
Was hat man vor 600 Jahren Pilgern serviert?
„Es war gar nicht einfach, die Gerichte dafür zu finden. In dieser Zeit war Amerika noch nicht bekannt. Man kannte keine Kartoffeln, keine Tomaten oder Paprikaschoten“, lacht Frau Meier. „Wir mussten uns erst einmal zusammen suchen, woraus wir dieses Mahl zubereiten können.“ Woher sie die Rezepte dafür haben, will ich wissen, und sie meint: „Zum Teil haben wir in alten Quellen gesucht, aber vieles haben wir einfach in unserer Küche ausprobiert. Wir haben getestet, welche Kräuter und Gewürze am besten zu welchem Gemüse, Fleisch oder Fisch passen und getestet, was uns am besten schmeckt.“
Kochen wie anno dazumal im Restaurant Rheingerbe zum Gedenktag des Konzils von Konstanz
Unser Pilgermahl beginnt mit einem Gurkensalat in Sauerrahmsauce mit geräucherten Felchen aus dem Bodensee. Gewürzt ist die Sauce mit Dill. In dieser leichten und geschmackvollen Vorspeise wird der Geschmack der einzelnen Zutaten betont, und dies setzt sich während des gesamten Pilgermahls fort. Die Speisen heben den natürlichen Geschmack der Speisen hervor, sei es, dass es die Frische der Gurken oder die Süße der Mairüben ist, die wir als nächstes in Form einer Mairübensuppe vorgesetzt bekommen, die gewürzt ist mit Safran. Nichts verdeckt den ursprünglichen Geschmack des Gemüses – und das ist ein sehr ungewöhnliches Gaumenerlebnis, aber sehr lecker.
Fisch vom Bodensee im Restaurant Rheingerbe
Petar fragt Frau Meier, welche Speisen denn für diese Region des Bodensees typisch seien, und sie meint lapidar: „Fisch in allen Varianten. Wir leben an einem See, in dem es die verschiedensten Fischarten gibt. Daher gibt es hier oft Fisch auf dem Mittagstisch.“ Kein Wunder also, dass es noch einen weiteren Gang mit Fisch gibt: das Hechtklößchen schmilzt auf der Zunge, während die roten Randenstreifen bißfest und knackig zur mit Safran gewürzten Gemüse- und Kräutersauce sind.
Sauerteigbrot vom Bäcker um die Ecke
Zu allen Vorspeisen gibt’s frisches Sauerteigbrot. Auf die Frage, ob sie das auch selbst backen, lacht Frau Meier und meint: „Nein, das gibt’s bei unserem Bäcker um die Ecke.“ Auf jeden Fall passt es wunderbar zu den leichten Vorspeisen und gibt diesen eine sättigende Basis.
Wildgulasch im Hotel Restaurant Rheingerbe in Stein am Rhein
Das Beste unseres Pilgermahls kommt als Nächstes: „Wir haben heute ein Wildgulasch für Sie zubereitet. Das Wild hat mein Mann selbst erlegt.“ Ganz wie zu Zeiten, als die Pilger zum Konstanzer Konzil zogen, denke ich bei mir. Statt Kartoffelbeilagen gibt’s dazu in Semmelbrösel gedünstete Mehlknödel und eine Sauce, die den Geschmack des Wildfleisches wunderbar unterstreicht. Die perfekte Ergänzung dazu sind die in Honig glasierten Karotten, die das Ganze knackig ergänzen.
„Schlecht haben die Menschen im 15. Jahrhundert ohne Kartoffeln, Tomaten und Paprikaschoten auch nicht gelebt“, denke ich bei mir, während ich mit dieses Gulasch schmecken lasse. Unser Wildgulasch ist saftig, zart und köstlich ergänzt mit den Beilagen. Auf meine Frage an Frau Meier, wie sie denn dieses tolle Gericht entwickelten, lacht sie und meint: „Wir haben solange getestet und gekostet, bis es uns selbst geschmeckt hat. Dann nahmen wir es in unsere Speisekarte auf.“ Gelungen ist dem Wirtsehepaar da auf jeden Fall ein Treffer!
Haselnusspudding als Dessert
Den köstlichen Schlusspunkt unseres Pilgermahls stellt ein sehr nussig schmeckender Haselnusspudding dar, in dem die grob gehackten Nüsse den Geschmack vorgaben. Mit einer Sauce aus Honig und frischen Himbeeren und Blaubeeren setzte dieses Dessert unserem gar nicht so spartanischen Pilgermahl einen perfekten Schlusspunkt. Das Pilgermahl im Restaurant Rheingerbe war auf jeden Fall ein sehr ungewöhnliches Geschmackserlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Es hat uns den Eigengeschmack der Zutaten wieder ins Bewusstsein geschoben und hat uns köstlich geschmeckt.
Restaurant Rheingerbe
Schiffländi 5
CH – 8260 Stein am Rhein
Tel. +41 (0) 52 – 741 29 91
Reiseorganisation:
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Quelle: Recherchen vor Ort. Wir bedanken uns bei Tourismus Untersee für die Einladung.
Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline