Romantisch: die Benediktinerabtei in Stein am Rhein

Grisaillemalerei Klostermuseum Stein am Rhein

Das Klostermuseum in Stein am Rhein

Eigentlich ist das ja ein Widerspruch in sich: wie kann eine Benediktinerabtei romantisch sein? Aber im Klostermuseum Stein am Rhein geht das. Im Benediktinerkloster leben schon seit 1525 keine Mönche mehr, als das Kloster in Folge der Reformation aufgehoben wurde. Seither wechselte es mehrfach den Besitzer und ist seit 1945 im Besitz der Eidgenossenschaft. Das Erstaunliche an diesem Kloster ist, dass es trotz seiner Geschichte die Zeiten so gut überdauert hat. Wir besuchten das Klostermuseum in Stein am Rhein bei unserem Aufenthalt in dieser Stadt.

Die Benediktinerabtei St. Georgen gilt als eine der Klosteranlagen in der Schweiz, die gut erhalten ist. Bis heute kann man die Bauphasen zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert erkennen. Am meisten beeindruckt uns die Lage am Rhein und der Eindruck, den die Höfe, der Kreuzgang und die Räumlichkeiten hinterlassen. Steinmauern, an denen sich Wein hochrankt, Lavendel und Rosen, Butzenfenster und Deckenmalereien und -schnitzereien tragen dazu bei.

 

 

Romantisches Kloster
Romantisches Kloster
Weinfass
Weinfass im Kloster St. Georgen
Eingangsfresko
Eingangsfresko über dem Tor zum Inneren Hof

Weinfässer und die Weinpresse zeugen vom Weinanbau der Mönche

In der Trotte finden wir Weinfässer aus Holz und eine Presse, mit der die Mönche einst den Wein aus der Umgebung pressten. Am Gästehaus führt eine Holztreppe nach oben, an deren Geländer sich Pflanzen entlang winden. An der Wand des Backhauses prangt eine Bischofsmütze mit Bischofsstab. Daneben präsentieren zwei Putten Schilder, die wie Wappen aussehen. Über dem Eingang zum Klosterhof halten zwei Löwen auf einem Wandgemälde eine Krone und ein Wappenschild in die Höhe. Über ihnen erinnert die Jahreszahl 1665 an ein Ereignis aus der Geschichte dieses Klosters.

 

Nebentor zum Rhein
Nebentor zum Rhein
Gelbe Rosen
Gelbe Rosen
Mahonien
Mahonien im Regen

Das Klostermuseum in Stein am Rhein liegt am Rheinufer

Bevor wir das Kloster betreten, lockt uns ein Seiteneingang durch eine Tür mit Spitzbogen hinaus ans Rheinufer. Der Fluss strömt hier voller Kraft direkt an den Außenwänden des Klosters entlang. Wir stehen auf einer Promenade, die hinüber reicht bis zur Brücke, die die Stadtteile von Stein am Rhein an den Rheinufern miteinander verbindet. Rosen säumen den Eingang zurück ins Kloster. An den Außenwänden des Innenhofs wachsen Mahonienbüsche, deren Früchte in Trauben die Äste der Pflanzen nach unten ziehen. Ihre Blätter fangen die Regentropfen auf, die inzwischen vom Himmel fallen. Über dem Außenhof ragt der Turm der Kirche von Stein am Rhein auf mit seinen Wasserspeiern, die wie Drachen das Regenwasser ausspucken.

 

Innerer Hof
Innerer Hof
Sonnenuhr
Sonnenuhr
Kaktus
Kaktus im Schuppenfenster

 

Weinreben im Innenhof des Klostermuseums

Im Innenhof ranken Weinreben an Holzsäulen nach oben. Von diesen hängen bei näherem Hinsehen bereits Weintrauben herunter. „Im Herbst ergibt das bestimmt eine gute Ernte“, denke ich bei mir. Darüber zeigt eine Sonnenuhr die Zeit an. Allerdings lässt sie heute wegen des Regens die Zeit nur erahnen. Die Regenwolken verhindern die Schattenbildung. Ein Fachwerkschuppen in einer Ecke des Innenhofs verstärkt mit seinen Holzbalken in der Fassade, den Glasfenstern, auf deren Fensterbrettern ein Kaktus steht, und dem Holzladen den Eindruck von Romantik, den das Klostergebäude vermittelt. Weil der Regen immer stärker fällt, treten wir ein in die Räumlichkeiten des Klosters und beginnen eine Zeitreise durch die Klostergeschichte, die vom 12. bis zum 16. Jahrhundert reicht.

 

Calefaktorium
Im Calefaktorium, dem Wärmeraum im Kloster St. Georgen

Das Calefaktorium im Klostermuseum in Stein am Rhein

Chronologisch korrekt ist der Rundgang zwar nicht. Wir beginnen ihn im Calefaktorium, dem Wärmeraum des Klosters. Dieser stammt aus dem 15. Jahrhundert. Allerdings frage ich mich, wie der Raum einst beheizt wurde. Denn außer einem Holztisch, ein paar Schränken, einem Altarbild an der Wand und einer Nische unter einem Kreuzgewölbe in einer Ecke des Raums gibt es nur noch eine Fensterbank, die entlang der Fensterfront verläuft.

 

Kreuzgang
Im Kreuzgang
Schlussstein Klostermuseum Stein am Rhein
Schlussstein in einem der Gewölbe

Der Kreuzgang aus dem 14. Jahrhundert

Von dort treten wir hinaus in den Kreuzgang, der aus dem 14. Jahrhundert stammt. Dort passieren wir das Parlatorium, in dem die Mönche sprechen durften. Außerdem sehen wir das Sommerrefektorium, den Speisesaal, in dem die Mönche im Sommer die Mahlzeiten einnahmen, sowie das Backhaus. Gewölbe ziehen meinen Blick immer wieder nach oben. Zudem entdecke ich Schlusssteine und Deckenmalereien. So sind die Streben des Gewölbes bis heute farbig gestrichen.  Das erhöht die Wirkung des Kreuzgangs auf romantische Gemüter wie mich.

Die Zellen, an denen wir vorbeigehen, stammen aus dem 19. Jahrhundert, als Ferdinand Vetter sie restaurieren ließ. Original erhalten ist nur die Mönchszelle an der Nordostecke, an deren Wänden noch Reste der Wandmalereien zu sehen sind. Gegenüber hat man das Skriptorium des Klosters nachgebaut, wohl um zu zeigen, womit sich die Mönche der Zeit beschäftigten.

 

Winterrefektorium Klostermuseum Stein am Rhein
Hier aßen die Mönche im Winter
Refektoriumdecke Klostermuseum Stein am Rhein
Refektoriumdecke

Das Winterrefektorium im Klostermuseum in Stein am Rhein

Gut erhalten ist das Winterrefektorium. Hier kann ich mir vorstellen, wie die Mönche sich täglich zum Essen trafen. Während draußen der Wind von den Bergen herunterfegte, war es wahrscheinlich ähnlich wie heute. Vor den Fenstern steht ein Tisch im Raum. Es ist fast so als ob er darauf wartet, dass die Mönche von ihrer Arbeit hereinkommen, um sich zum Mahl niederzulassen. Darüber entdecke ich Deckenfresken, eine Holzkommode und eine Lampe aus Holz und Hirschgeweih über dem Esstisch. In einem Nebenraum finden wir einen Kachelofen, dessen Details aus Email uns staunen lassen.

 

Festsaal Klostermuseum Stein am Rhein
Festsaal im Kloster St. Georgen
Grisaillemalerei Klostermuseum Stein am Rhein
Grisaillemalerei

Der Festsaal im Klostermuseum Stein am Rhein

Die letzten Räume, die wir im Klostermuseum Stein am Rhein besichtigten, stammen alle aus dem 16. Jahrhundert und sind damit die jüngsten des Gebäudekomplexes. Im Festsaal, der im Auftrag des Abtes David von Winkelsheim (1499 – 1525) im Stil der Frührenaissance eingerichtet wurde, finden sich Wandgemälde. Diese zeigen vor allem profane Inhalte. Aus diesem Grunde entging dieser Saal dem Bildersturm im Jahr 1525, als das Kloster aufgelöst wurde. Die Grisaillemalerei hat man um die Farben Blau, Rot und Gelbgold erweitert. Die Gemälde zeigen Motive, die die Menschen und das Leben der Zeit abbilden. Schon allein wegen dieses Saales lohnt eine Reise nach Stein am Rhein. Die Kunstliebhaber unter Euch werden daran ihre Freude haben.

 

Abtsstube Klostermuseum Stein am Rhein
Abtsstube
Geschnitzter Schluss-"Stein" Klostermuseum Stein am Rhein
Geschnitzter Schluss-„Stein“

Die Abtsstuben im Klostermuseum Stein am Rhein

Einen Stock tiefer befinden sich die Abtsstuben. Deren Ausstattung zeigt, wie bequem die Äbte in den letzten Jahren des Klosters lebten. Fensternischen mit Butzenfenstern, ein Kachelofen, der für Wärme sorgte, Abschlüsse in den Kreuzgewölben, Bordüren, die die Zimmerwände zieren, und Wand- und Deckengemälde machten das Leben der Äbte zu einem Luxusdasein. Sie ermöglichen uns einen Einblick in den Alltag der Mönche kurz vor der Reformation in diesem Kloster.

Unser Besuch im Klostermuseum  St. Georgen in Stein am Rhein war eines der Highlights unserer Kurzreise in die Unterseeregion am Bodensee. Es ist für sich allein genommen die Reise wert. Die Einblicke in das Leben der Mönche zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert waren die eine Seite. Noch beeindruckender fanden wir die Kunstwerke, die sich trotz Auflösung des Klosters und Bildersturm in seinen Räumen bis heute erhalten haben. Romantisch ist die Anlage der Höfe und die Lage am Rheinufer, die das Kloster zu einem Gesamtkunstwerk machen.


Klostermuseum St. Georgen

Das Kloster liegt ca. zehn Gehminuten vom Bahnhof Stein am Rhein entfernt. Von der Schiffsanlegestelle sind es rund fünf Gehminuten.

Öffnungszeiten:
Von Anfang April bis Ende Oktober, tägl. außer Mo. von 10:00 bis 17:00 Uhr
Karfreitag, Ostermontag und Pfingsmontag geöffnet.
Von November bis März geschlossen.

Führungen:
Auf Voranmeldung, Preise auf Anfrage

Übernachten kann man gut im Bora HotSpaResort in Radolfzell, das mit dem Bus eine knappe Stunde entfernt liegt.


Reiseorganisation:

Parken am Flughafen

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Anreise:

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Mietwagen:

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Hotels in Stein am Rhein:

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Klostermuseum Stein am Rhein

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Quelle Klostermuseum Stein am Rhein: Recherchen vor Ort. Wir bedanken uns bei Tourismus Untersee für die Einladung zu dieser Reise. Unsere Meinung bleibt unsere eigene.

Text:  © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos:  © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline

Romantisch: die Benediktinerabtei in Stein am Rhein

Monika Fuchs

Monika Fuchs und Petar Fuchs sind die Verfasser und Herausgeber des Slow Travel und Genuss Reiseblogs TravelWorldOnline Traveller. Sie veröffentlichen dieses Blog seit 2005. TravelWorldOnline ist online seit 2001. Ihre Themen sind Genuss Reisen und Weintourismus in aller Welt und Slow Travel. Monika Fuchs verbrachte während ihres Studiums einige Zeit in Nordamerika, wo sie - zum Teil gemeinsam mit Petar Fuchs - die USA und Kanada bereiste und ein Forschungsjahr in British Columbia verbrachte. Das verstärkte ihren Wissensdurst, den sie 6 Jahre lang als Abenteuer-Guide für Rotel Tours und danach 11 Jahre lang als Studienreiseleiterin für Studiosus Reisen in aller Welt zu stillen versuchte. Sie erweiterte ständig ihre Reiseregionen, aber trotzdem nagte die Neugier an ihr: "Was befindet sich hinter dem Horizont? Was gibt's in dieser Stadt noch zu entdecken? Welche Menschen sind hier interessant? Was isst man in dieser Region?" Auf diese Fragen sucht sie nun als freie Reisejournalistin (ihre Artikel erschienen u.a. in DIE ZEIT, 360° Kanada, 360° USA, etc.) , Reiseautorin und Reisebloggerin Antworten in vielen Ländern der Welt. Petar Fuchs produziert die Videos auf diesem Blog sowie auf YouTube. Monika Fuchs von TravelWorldOnline Traveller ist unter Deutschlands Top 50 Bloggerinnen 2021 Weitere Informationen über Monika und Petar Fuchs.

2 Gedanken zu „Romantisch: die Benediktinerabtei in Stein am Rhein

    1. Das stimmt, Chrissy. Das Kloster hat einen ganz besonderen Charme, der einen gefangen nimmt.

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