Kunst hautnah in Tofino auf Vancouver Island

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Chesterman Beach Ravens Michael Becker - Kunsthandwerk und Design

Indianer Kunsthandwerk


Indianer Kunsthandwerk in Tofino? Aber ja. Das entdecken wir bei unserem Besuch anlässlich des Pacific Rim Whale Festival. Wir übernachten zwar in der Long Beach Lodge, besuchen jedoch auch andere Hotels, weil dort Veranstaltungen stattfinden. Das Wickaninnish Inn, eines der Top-Hotels in Kanada, beschäftigt Bildhauer und indianische Schnitzer. Diese stellen fast alle indianisches Kunsthandwerk her, das im Hotel ausgestellt sind. Was diese Künstler schaffen, kann sich sehen lassen. Schon beim Betreten der Lobby des Wickaninnish Inn fühlt man sich wie in einer Kunstgalerie. An der Wand hängt ein Mond aus Zedernholz über dem Kamin. In der Fensternische davor stehen mehrere Kunstwerke aus Speckstein. Eine Arbeit, die mehrere Robben darstellt. Sie wirkt so lebensnah aus dem Stein heraus gemeißelt, dass man meint, sie spielen wirklich miteinander. Daneben winden sich Robben durch abstrakt dargestellte Wellen, und unweit davon fischt ein Bär aus Speckstein gerade einen Lachs aus dem Wasser.

 

 

Auch die Außenbereiche, Zimmer und Aufenthaltsräume des Hotels zeugen vom Können der lokalen Künstlergemeinde von Tofino. An der dem Meer zugewandten Fassade des Hauses prangt eine riesige Sonne aus Zedernholz und Muscheln. Den Eingang zum Pointe Restaurant ziert eine Schnitzerei, und in den Zimmern finden sich immer neue Überraschungen heimischer und indianischer Künstler aus Tofino. Charles McDiarmid, der Inhaber und Geschäftsführer des Wickaninnish Inn erzählt uns, dass fast alle Kunstwerke in und am Wickaninnish Inn von Schnitzern und Bildhauern aus Tofino und Umgebung stammen. Es gibt sogar eine Werkstätte auf dem Hotelgelände, in der man den Künstlern zuschauen kann, wie sie Indianer Kunsthandwerk schaffen.

 

Vancouver Island Reiseführer

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Vorgeschichte des Wickaninnish Inn

Gut – Kunst im Hotel ist nichts Neues. Aber dass diese von Künstlern in der hauseigenen Werkstatt hergestellt wird, ist etwas, das mir bisher auf meinen Reisen noch nicht untergekommen ist. Charles erzählt mir, dass dies eine Tradition ist, die schon auf seinen Vater zurückgeht: Dieser förderte schon früh lokale Bildhauer und Künstler, die Indianer Kunsthandwerk schufen.

„Dieser hat als Arzt in Tofino gearbeitet, als noch keine Straße vom Osten Vancouver Islands an die Pazifikküste führte. Sein Hauptverkehrsmittel war ein kleines Wasserflugzeug. Mit dem flog er die Küste entlang zu seinen Patienten. Die meisten von denen lebten in ebenso abgelegenen Orten an der Westküste der Insel.

Schon früh erkannte mein Vater das touristische Potential der Landschaften um Tofino. So begann er, große Parzellen Land an der Küste zu erwerben, als dieses noch zu einem Spottpreis zu bekommen war. Sein Plan war, an dieser Stelle einmal ein Motel zu errichten, sobald die heiß ersehnte Straße von Osten fertiggestellt war.“

 

Indianer Kunst und Handwerk in Tofino Copyright Michael Becker
Indianer Kunsthandwerk in Tofino Copyright Michael Becker

Hippies am Pacific Rim

Die „Touristen“, die kamen, waren Hippies. Sie schlugen in den Wäldern und an den Stränden um Tofino ihre Lager in der freien Natur auf. Sie reisten zunächst mit Transportschiffen an, über die der Ort versorgt wurde. Oder sie kamen über die Holzfällerstrasse, die nur für die Öffentlichkeit zugänglich war, wenn keine Holz-Trucks darauf fuhren. Diese war erst 1959 errichtet worden und blieb bis 1972 ungeteert – ein Abenteuer für alle, die über die Straßenverbindung anreisten.

 

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Einer der Hippies erlernt das Indianer-Kunsthandwerk

Unter diesen war auch Henry Nola, der in den Wäldern auf dem Besitz der McDiarmids sein Lager aufgeschlagen hatte. Hier lebte er im Einklang mit der Natur. Henry, der eigentlich mit vollem Namen Enrique Sebastiani Nola hieß, war als Sohn eines Spaniers und einer Schwedin in Barcelona, Spanien, geboren worden. In dieser Stadt verbrachte er den Großteil seiner Kindheit zusammen mit seinen drei jüngeren Schwestern. Aber er reiste auch immer wieder zu seinen Großeltern mütterlicherseits nach Schweden. Sein Großvater stellte Möbel her und verzierte diese mit Schnitzereien. Nach dem spanischen Bürgerkrieg kehrte er mit seiner Mutter und seinen Schwestern zurück nach Spanien. Dort machte er eine Lehre als Schmied und erlernte das Herstellen von Schmiedeeisen, ebenso wie die Werkzeugmacherei.

 

Indianer Kunsthandwerk in Tofino Copyright Wickaninnish Inn Nola schuf indianisches Kunsthandwerk
Indianisches Kunsthandwerk in Tofino Copyright Wickaninnish Inn

Henry Nola – Faktotum und Künstler für Indianer Kunsthandwerk in Tofino

Nach einem mehrjährigen Aufenthalt im Norden Ontarios kam er schließlich 1965 an die Westküste von Vancouver Island. Dort ließ er sich Anfang der Siebziger Jahre am Chesterman Beach nieder.

Nebenan errichteten die McDiarmids ihr Wohnhaus und engagierten Henry, damit er ihnen beim Bau ihres Hauses helfe. Henry selbst baute sich in der Nähe eine provisorische Hütte, in der er schließlich dreißig Jahre lang lebte.

Charles McDiarmid berichtet, wie „Henry sich dazu bereit erklärte, auf das Grundstück meines Vaters aufzupassen. In seiner Hütte im Wald schuf er Kunstwerke mit Werkzeugen, die er sich selbst herstellte. Kein Kunststück für einen, der dies von der Pike auf gelernt hatte.“ Noch heute arbeiten die Künstler des Wickaninnish Inn mit den von Henry Nolla geschaffenen Ahlen und Meißeln.

So wurde Henry Nola zu einem engen Freund der McDiarmids und aus den ursprünglich geplanten Wochen wurden dreißig Jahre, die er am Chesterman Beach verbrachte.

Henry war Faktotum und Künstler zugleich. Seine Hippie-Vergangenheit legte er nie so ganz ab. Charles erzählt, wie einmal ein paar seiner Hotelgäste am Strand spazieren gingen. Da sprang plötzlich Henry – so wie Gott ihn geschaffen hat – vor ihnen in die Wellen, gefolgt von ebenso unbekleideten Badenixen. Seine Hotelgäste kamen ganz aufgeregt zurück von ihrem Ausflug, und einer von ihnen meinte zu Charles: „I really like it here.“ (Mir gefällt es hier sehr gut.)

 

Handwerk in Tofino Copyright Michael Becker
Indianisches Kunsthandwerk in Tofino Copyright Michael Becker

Indianer Kunsthandwerk in Tofino – Lokale Künstler treten Henrys Erbe an

Nachdem Henry Nola 2004 starb, öffnete Charles McDiarmid seine Werkstatt für Schnitzer und Bildhauer aus Tofino. Darunter sind einheimische Indianer aus dem Ort und Künstler aus anderen Regionen. Diese schaffen darin bis heute Kunstwerke. Indianer Kunst und Handwerk in Tofino spielen weiterhin eine Rolle im Wickaninnish Inn. Diese schmücken die Wände und Zimmer des Hotels. Wir treffen eine von ihnen. Sie ist gerade dabei, eine Schale aus Zedernholz zu schnitzen. Dabei erzählt sie uns, wie sie als junges Mädchen bei Henry Nola das Schnitzen lernte. „Er war ein strenger Lehrmeister. Zuerst ließ er uns machen. Aber nach einiger Zeit kam er zu uns und begann unsere Arbeiten zu korrigieren. Oft nahm er dann einfach sein Werkzeug und bearbeitete unsere Werke mit einigen  Schnitzbewegungen. Damit hatte das Stück plötzlich eine völlig andere Ausstrahlung.“

Noch heute nutzen seine Nachfolger Henrys Werkzeuge. Seine Lebensgeschichte prangt gut sichtbar auf einem Poster über den Arbeitsplätzen der neuen Künstler. Auch die Hotelgäste spazieren noch immer durch den Wald, um ihnen bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Sie halten gerne einen Schwatz darüber, was gerade unter den fleißigen Händen entsteht.

Wickanninish Inn
500 Osprey Lane
Tofino V0R 2Z0


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Indianer Kunst und Handwerk in Tofino
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Kennst Du überdies?

 

Quelle für Indianer Kunsthandwerk in Tofino: eigene Recherchen vor Ort, mit freundlicher Unterstützung des Wickaninnish Inn sowie von Tourism British Columbia. Weitere Urlaubsziele für einen Strandurlaub findest Du zudem hier. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.

Text Indianisches Kunsthandwerk: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos Indianer Kunsthandwerk © Copyright Wickaninnish Inn sowie TravelWorldOnline
Video © Copyright Petar Fuchs sowie TravelWorldOnline

Kunst hautnah in Tofino auf Vancouver Island

Monika Fuchs

Monika Fuchs und Petar Fuchs sind die Verfasser und Herausgeber des Slow Travel und Genuss Reiseblogs TravelWorldOnline Traveller. Sie veröffentlichen dieses Blog seit 2005. TravelWorldOnline ist online seit 2001. Ihre Themen sind Genuss Reisen und Weintourismus in aller Welt und Slow Travel. Monika Fuchs verbrachte während ihres Studiums einige Zeit in Nordamerika, wo sie - zum Teil gemeinsam mit Petar Fuchs - die USA und Kanada bereiste und ein Forschungsjahr in British Columbia verbrachte. Das verstärkte ihren Wissensdurst, den sie 6 Jahre lang als Abenteuer-Guide für Rotel Tours und danach 11 Jahre lang als Studienreiseleiterin für Studiosus Reisen in aller Welt zu stillen versuchte. Sie erweiterte ständig ihre Reiseregionen, aber trotzdem nagte die Neugier an ihr: "Was befindet sich hinter dem Horizont? Was gibt's in dieser Stadt noch zu entdecken? Welche Menschen sind hier interessant? Was isst man in dieser Region?" Auf diese Fragen sucht sie nun als freie Reisejournalistin (ihre Artikel erschienen u.a. in DIE ZEIT, 360° Kanada, 360° USA, etc.) , Reiseautorin und Reisebloggerin Antworten in vielen Ländern der Welt. Petar Fuchs produziert die Videos auf diesem Blog sowie auf YouTube. Monika Fuchs von TravelWorldOnline Traveller ist unter Deutschlands Top 50 Bloggerinnen 2021 Weitere Informationen über Monika und Petar Fuchs.

12 Gedanken zu „Kunst hautnah in Tofino auf Vancouver Island

  1. Es gefällt uns auch immer gut, wenn wir auf unseren Reisen Persönlichkeiten treffen, die etwas Außergewöhnliches machen und auch darüber erzählen können. Toll, wenn solche Handwerkskünste weitergegeben werden und weiterleben. Teilweise mit neuen Interpretationen etc., so wie ihr auch berichtet.

    1. Das sind meistens die schönsten Reiseerlebnisse, finde ich. Leider sind die nicht immer so einfach zu finden. Aber gerade das macht sie so unvergesslich.

      Liebe Grüße,
      Monika

  2. Die Fotos vom Chesterman Beach sehen ja cool aus. Da kann man doch bestimmt viele schöne Outdooraktivtäten unternehmen… :-)

    Gruß Mario

  3. Hallo Monika,
    ich mag solche Geschichten und finde es auch sehr schade, dass Henry Nola von dir nicht mehr interviewt werden konnte. Ich selbst habe ja Verwandte in Kanada, aber irgendwie findet sich nie die Zeit, diese zu besuchen. Eigentlich schade wenn ich das so lese, denn eine Groß-Cousine wohnt nicht mal zuuuu weit weg (Kanadisch betrachtet – nicht österreichisch).
    Liebe Grüße
    Elena

    1. Liebe Elena,

      seine Geschichte wäre bestimmt ein interessanter Artikel geworden. Aber ich denke, dass es auch so ein sehr interessanter Ort ist. Vielleicht klappt’s ja mal mit einer Reise nach Kanada. Ich drück Dir die Daumen.

      Liebe Grüße,
      Monika

  4. Ja solche Geschichten, wie die von Henry Nola gefallen mir gut. Vor allem, wenn sie dann noch in die Geschichte eingehen. Und gut zu wissen, dass es in Vancouver Island nicht nur Wale zu besichtigen gibt :-)

    1. Hallo Bruno,

      oh, auf Vancouver Island gibt’s noch viel mehr zu sehen als Wale . Übrigens lebt in Tofino, wo Henry Nola lebte, auch heute ein sehr berühmter kanadischer Künstler: Roy Henry Vickers hat dort seine Galerie. Seine Bilder und Holzarbeiten von der Nordwestküste sind sehr bekannt.

      Viele Grüße,
      Monika

  5. Das ist ja interessant!!!
    Ich finde es klasse, dass man auf regionale Kunst wert legt. Hippies, Indianer (darf man das noch sagen? indigene Völker…), wer auch immer dort war und mit den Zutaten der Natur etwas geschaffen hat, fantastisch.
    Danke, solche Berichte liebe ich!

    1. Hallo Barbara,

      Du hast Recht, in Kanada nennt man die Indianer „First Nations“, ein passenderer Name als der, den sie von Kolumbus erhalten haben. Nur versteht den nicht jeder bei uns. Der Besuch in dieser Schnitzer-Werkstatt war ein echtes Erlebnis. Nur schade, dass Henry Nola selbst nicht mehr lebt. Denn hätte ich zu gerne interviewt.

      Liebe Grüße,
      Monika

  6. Ich habe mal im Wickaninnish Inn gefrühstückt!! Die Aussicht auf den Pazifik ist einfach genial. Und kommt dieses Hotel nicht auch in Frank Schätzing’s „Der Schwarm“ irgendwie vor?
    Ich hatte in B.C. den Eindruck, dass man mit der Unterstützung der lokalen Künstler schon wesentlich weiter ist als anderswo.

    1. Wir waren dort zum Abendessen! Grandios! Ich habe „Der Schwarm“ vor langer Zeit gelesen, aber an das Wickaninnish kann ich mich dabei nicht erinnern. Aber an die Szenen mit den Orcas. Was Künstler in BC anbelangt, spielen die schon eine recht große Rolle in diesen Regionen. Wohlverdient, würde ich sagen. Mir gefallen ihre Werke besonders gut.

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