Kreatives Handwerk im Burgenland
Ich kann mich noch gut erinnern. Meine Großmutter trug gerne Schürzen aus Blaudruck, wenn sie in ihrer Küche arbeitete. Für mich gehören diese blauen Stoffe und der Duft von frischem Gebäck zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen. Die Schürzen bestanden aus strapazierfähiger Baumwolle. Sie wurden mit zunehmendem Alter immer blasser. Das intensive Blau strahlten sie nur aus, wenn sie neu gekauft waren. Danach verlor sich mit jedem Waschen immer mehr die Strahlkraft. „Das ist typisch für Blaudruckstoffe“, klärt uns Josef Koó auf. Wir sind zu Gast beim letzten Blaudrucker in der Blaudruckerei Koó in Steinberg im Burgenland. Josef Koó und seine Frau Miriam über dieses traditionelle Handwerk im Burgenland bis heute aus.

Blaudruck ist immaterielles Welterbe
Im Ort Steinberg südlich des Neusiedler-Sees unweit der österreichisch-ungarischen Grenze betreibt Josef Koó die letzte Blaudruckerei des Burgenlands. „Früher gab es mehrere Blaudrucker allein in diesem Bundesland“, erklärt er uns. „Heute gibt es nur noch einen weiteren Blaudrucker in ganz Österreich.“ „Ein aussterbendes Handwerk, also?“ will ich wissen. Und Josef Koó lacht: „Zurzeit erlebt der Blaudruck eine Renaissance. Das Handwerk und seine Individualität sind wieder gefragt. Und darüber freuen wir uns.“

Stoffe, Schuhe, Taschen und mehr aus Blaudruck
Kein Wunder, schaut man sich die hübschen Stoffe an. Diese sind mit zwei unterschiedlichen Mustern auf beiden Seiten bedruckt. Die Koós sind erfinderisch. In dieser Stoffdruckerei laufen heute noch alle Arbeitsgänge manuell ab. So bedruckt man nicht nur Leinen oder Baumwolle. Auch Seidenstoffe, T-Shirts, Schuhe, Taschen, Hüte, Topfwärmer zieren die blau-weißen Muster. Diese sind typisch für den Blaudruck. Auch die Muster selbst variieren. Kleine, filigrane Blüten, Rauten, Streifen, Punkte, Bordüren, große Blumen oder gar Elefanten zieren die Produkte der Familie Koó. Hübsch sind sie alle.
Dabei ist der Begriff „Blaudruck“ eigentlich eine Fehlbezeichnung. Denn es handelt sich um einen Färbeprozess. Die Muster werden nicht auf die Farbe gedruckt. Stattdessen legt man ein Model auf den Stoff. Die Mustermodel sind oft sehr alt. Über die Model trägt man eine farbabweisende Masse auf den Stoff auf. Dieser Papp verhindert, dass an diesen Stellen die Farbe in den Stoff eindringt. Die Rezeptur für Papp ist das Geheimnis der Blaudrucker. Bei den Koós kennt diese nur Josef Koó. Seine Frau Miriam lacht: „Das ist ein Familiengeheimnis, das nicht einmal ich kenne.“
Anschließend muss der Stoff trocknen. Erst danach spannt der Blaudrucker die Stoffbahnen auf eine Stoffrolle und taucht diese in das Farbbad ein. Zum Schluss entfernt er den Papp mit verdünnter Schwefelsäure.

Woher kommt der Blaudruck?
Der Blaudruck ist ein sehr altes Handwerk. Er ist bereits im China, Indien sowie im Ägypten des Altertums bekannt. Die erste Kattundruckerei entstand in Amsterdam. Und Jeremias Neuhofer brachte das Handwerk mit nach Deutschland. Blaudruck war vor allem im 17. und 18. Jahrhundert sehr beliebt. Mit zunehmender Industrialisierung verlor das Handwerk dann aber an Bedeutung. Zu aufwändig war der Herstellungsprozess. Erst in den letzten Jahren steigt die Nachfrage nach den handgemachten Musterstoffen wieder.

Welche Farbe verwendet man für Blaudruck?
Im Blaudruck nutzt man Indigo zum Färben der Stoffe. Dieser ist zunächst ein helles Grün. Erst im Färbeprozess färbt er sich zu einem dunklen Blau. Marco Polo brachte Indigo im 13. Jahrhundert nach Europa. Allerdings war Indigo wegen des langen Transportwegs zu teuer. Stattdessen verwendete man in Europa Färberwaid. Dieses hat man vor allem in Thüringen großflächig angebaut. Erst als die Portugiesen den Seeweg nach Indien entdeckten, kamen Baumwolle ebenso wie Indigo in ausreichendem Maße nach Europa.
Wie viele Blaudrucker gibt es noch?
In Deutschland gibt es nur noch zwölf Unternehmen, die Blaudruck herstellen. Dazu kommen fünfzehn weitere in den Ländern Europas. Die Koós sind in Österreich eine von zwei Blaudruckereien, die noch heute nach alten Methoden die Stoffe färben.
Kreativ ist das Ambiente bei den Koós auf jeden Fall. Sie arbeiten mit Werkstätten, Designern ebenso wie mit Künstlern zusammen, die aus ihren Stoffen wunderschöne Produkte herstellen. Aber auch Miriam Koó ist Künstlerin. Sie absolvierte ein Studium an der Kunsthochschule in Linz und stellt ihre Werke unter ihrem Mädchennamen Miriam Schwack aus.
Wenn Ihr Euch selbst einmal echten Blaudruck ansehen wollt, so kannst Du das zum Beispiel hier tun:
Original burgenländischer Indigo-Handblaudruck
Blaudruckerei Koó
Neugasse 14
7453 Steinberg
Burgenland, Österreich
T: +43 (0) 2612 8471

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Quelle: Recherchen vor Ort auf Einladung von Burgenland Tourismus. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.
Text Blaudruckerei Koó: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Video: © Copyright Petar Fuchs sowie TravelWorldOnline
Hi Monika,
Eine schöne Bericht über Blaudruck.
Grüß
Alena Macmillan
Hallo Alena,
herzlichen Dank.
Lieben Gruß,
Monika