Oblaten sind bekannt als Zutaten für Weihnachtsgebäck. Es handelt sich dabei um dünne Blätter, deren Teig ausschließlich aus Wasser, Mehl und Stärke besteht. Isst man sie, schmecken sie fad. Es sei denn, man wertet sie durch süße Füllungen oder als Unterlage für Plätzchen auf. In der Weihnachtsbäckerei verwendet man sie gerne für Lebkuchen oder Makronen. Als solche verhindern sie, dass die Plätzchen auf dem Backblech festkleben. Es gibt jedoch auch gefüllte Oblaten, die mit Nusscreme, Schokolade oder anderen Geschmackszutaten gefüllt sind. Häufig sind diese Teigplatten bedruckt mit einem Bild oder einem Schriftzug. Karlsbader Oblaten kaufen Gäste der tschechischen Kurstadt gerne als Souvenirs. Wie wir erfahren haben, gibt es sie jedoch nicht nur dort.
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Woher kommen Oblaten?
Die Vorläufer der Oblaten waren wahrscheinlich Hostien, die der Priester in der Kirche bei der Kommunion verteilen. Diesen Brauch kennt man auch in der Neuapostolischen Kirche und in der armenisch-orthodoxen Kirche. Anstatt das Brot für die Gläubigen zu brechen, hat man einfache Teigplatten in Hostieneisen gebacken, die man in Bissgröße an die Gläubigen verteilt.
Als Erfinder der gefüllten Oblaten gilt ein Koch aus dem Prämonstratenser Kloster in Teplá. Dieser sollte den Gästen des Klosters eine Süßspeise vorsetzen. Dabei kam er auf die Idee, die einfachen Teigplatten mit einer Mischung aus Nüssen, Zucker, Zimt und anderen Gewürzen zu füllen. Diese steckt er dann noch einmal in das Waffeleisen. So erhält die Karlsbader Oblate ihren typischen Geschmack. In Karlsbad oder Marienbad kannst Du sie vor Ort probieren.
Die Original Karlsbader Oblate trägt zwar den Namen dieser Stadt. Sie entstand jedoch in einer Konditorei in Marienbad. Dort hatte Ende des 19. Jahrhunderts Franz Wittmayer eine Konditorei in der Grenzregion zum Egerland eröffnet. Er war der Erste, der die gefüllten Waffelblätter für seine Kunden herstellte. Ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Spezialität gelang Josef Homolka, der die Teigblätter in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg mit Schokolade füllte. Drei Jahre lang dauerte es, bis er das richtige Rezept dafür entwickelt hatte.
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Wie kamen die gefüllten Waffelblätter nach Deutschland?
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich die Geschichte dieser Spezialität rasant. Zwischen 1945 und 1946 wurden die Sudetendeutschen aus der Tschechoslowakei vertrieben. Das Beneš-Dekret 108 vom 25. Oktober 1945 führte dazu, dass die gesamten Besitztümer der deutschstämmigen Bewohner Tschechiens konfisziert und verstaatlicht wurden. Konditoreien, von denen viele im Besitz von Sudetendeutschen waren, wurden aufgegeben. Deren Eigentümer flohen oft in Nacht-und-Nebel-Aktionen über die Grenze nach Deutschland. Manche brachten außer ihren Kenntnissen nichts mit. Anderen gelang es, kleine Besitztümer außer Landes zu schmuggeln. In der Tschechoslowakei übernahmen von da an Fabriken die Oblatenproduktion.
Die Karlsbader Oblaten von Wetzel
Eine der Flüchtlinge war Marlene Wetzel. Die junge Frau war mit ihrer kleinen Tochter Marlies im Viehwaggon nach Deutschland geflohen. Sie hatte mit ihrem Mann, der Flieger war, vereinbart, dass sie sich nach dem Krieg bei seinen Eltern in seinem Heimatort bei Dillingen treffen. Dort erfuhr sie als erstes, dass ihr Mann an der Front gefallen war. Ein Recht auf Witwenrente hatte sie nicht. So blieb sie zunächst als alleinerziehende Mutter bei ihren Schwiegereltern. Sie hatte bei der Flucht aus Tschechien eine Oblatenpresse im Kinderwagen ihrer Tochter über die Grenze geschmuggelt. Dies war ihr einziger Besitz. Damit begann sie in Schwaben Karlsbader Oblaten zu backen. Zunächst belächelt von den Nachbarn. Inzwischen hat sich die Wetzel Oblaten- und Waffeln GmbH zum Marktführer in der Oblatenproduktion in Deutschland gemausert.
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Leicht war das nicht. Mit den Jahren entbrannte sogar ein erbitterter Streit um den Schutz des Namens Karlsbader Oblaten. Dieser wurde erst 2011 von der EU entschieden. Zwar erhielten allein die tschechischen Produzenten das Recht zugesprochen, ihre Oblaten als „Karlovarské oplatky“ zu bezeichnen. Die Flüchtlinge aus dem Sudetenland, die ihre Backwerke in Deutschland und Österreich markenrechtlich geschützt hatten, durften diese aber weiterhin als Karlsbader Oblaten verkaufen. In Deutschland ist die Firma Wetzel allerdings die einzige, die dieses Recht behalten hat.
Auch Bad Kissingen hat seine Oblaten
Seit 1937 stellt die Familie Zintl die Spezialität in Bad Kissingen her, mittlerweile in der dritten Generation. Und an der Familie Zintl liegt es auch, dass die Kissinger Oblaten mit „der Verwandtschaft“ aus Tschechien gar nicht so viel gemeinsam haben.
Echte Handarbeit
Die Kissinger Oblaten sind ein feines Waffelgebäck mit Vanille- und Nussfüllung, das nach einem geheimen Familienrezept von der Oblatenbäckerei Zintl in Handarbeit mithilfe speziell angefertigter Maschinen hergestellt wird. „Die Anfänge der Kissinger Oblaten gehen auf das Jahr 1928 zurück. Laut einer zeitgenössischen Urkunde hat sich damals ein gewisser Franz Hauer in der Kurstadt niedergelassen“, berichtet Gabi Zintl, die 2003 in den elterlichen Betrieb eingestiegen ist. „Er stammte aus Marienbad und backte in einem Hinterhof Oblaten nach dem bekannten Karlsbader Rezept. Schon ein Jahr später wird Franz Freiberg als Hersteller genannt, bevor 1937 schließlich Konditormeister Alois Zintl (mein Opa) die Oblaten- und Waffelbäckerei übernahm. Er entwickelte seine eigene Kreation, die heutigen Kissinger Oblaten“, berichtet die gelernte Hotelfachfrau stolz.
„Nachdem mein Vater die Oblatenbäckerei lange geführt hatte, war es meine Motivation den Betrieb zu übernehmen, da ich die Tradition meines Großvaters und meiner Eltern weiterleben möchte“, erzählt die 56-jährige. In der Bäckerei werden heute ausschließlich die Kissinger Oblaten hergestellt. Durch das besondere Rezept bleiben sie, anders als andere Oblaten, ca. drei Monate knusprig und sind auch nicht so süß. Die Oblaten werden nur in Bad Kissingen verkauft. „Man bekommt die Spezialität Samstagvormittags frisch gebacken an unserem Verkaufsstand auf dem Marktplatz und in einigen Spezialitätengeschäften, Cafés, Bäckereien, Lebensmittelgeschäften und der Touristeninformation“, informiert Zintl.
Original Made in Bad Kissingen
Die Oblaten finden bei Gästen wie auch Einheimischen großen Anklang. „Bad Kissingen ist als Kurstadt sehr gut besucht, und viele Gäste möchten ein besonderes Mitbringsel oder Andenken mit nach Hause nehmen. Da eignen sich die Oblaten wunderbar, denn sie sind noch einige Monate haltbar“, so Gabi Zintl, die sich in Bad Kissingen rundum wohlfühlt. „Unsere Stadt ist so schön überschaubar und gemütlich. Besonders schätze ich die Parks und Wälder um Kissingen, aber auch die Nähe zur Rhön zum Wandern und manchmal auch zum Skifahren oder Rodeln.“
Was sollte man nicht verpassen?
Und was sollten Urlauber auf keinen Fall verpassen? „Mein Lieblingsplatz in Bad Kissingen ist der Luitpoldpark mit seinen schönen alten Bäumen und Wiesen und dem Wassertretbecken mit mediterranem Flair. Jeder Urlauber sollte den Rosengarten und den Kurgarten mit Wandelhalle und natürlich den Regentenbau besuchen“, empfiehlt Zintl. Auch empfiehlt sie für Wanderer eine Tour zu den geheimnisvollen Wichtelhöhlen. „Und natürlich die Kissinger Oblaten genießen. Vielleicht samstags frisch vom Waffeleisen“, fügt sie schmunzelnd hinzu. Denn die Bad Kissinger Oblaten kaufen kannst Du nur dort.
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Quelle: eigene Recherchen sowie Bad Kissingen. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.
Text Oblaten: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos Oblaten © Copyright Monika Fuchs und TravelWorldOnline, Amazon sowie gemeinfrei und siehe Bildunterschrift