Village Historique Acadien Caraquet in Nova Scotia, Ostkanada

Village Historique Acadien Caraquet – Renaissance der Akadier

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Erst Ende des 19. Jahrhunderts gab es so schönes Geschirr in Akadier-Haushalten

Das Village Historique Acadien: Lebendige Zeitreise in die Vergangenheit

Wie schwierig es ist, die Geschichte eines Volkes oder einer Volksgruppe in Worten, Büchern und im Geiste festzuhalten, haben wir im Village Historique Acadien Caraquet in New Brunswick erlebt. Bis zu unserem Besuch in diesem Museumsdorf hatten wir es uns einfach gemacht: in den meisten Geschichtsbüchern und Reiseführern heißt es, die Akadier seien 1755 aus New Brunswick und Nova Scotia von den Briten vertrieben worden.

 

 

Vielleicht gibt’s dabei einen kurzen Vermerk über diejenigen, die sich in den Wäldern versteckt hatten, um der Deportation zu entgehen. Oder für die sich erst im Laufe der Zeit wieder aus dem Hinterland hervorwagten, als sie merkten, dass keine weiteren Vertreibungen drohten. In keinem Fall habe ich Hinweise darüber gefunden, wie diese versprengten akadischen Gemeinden ihr Leben fristeten in einer ihnen unfreundlich gesinnten Umgebung.

 

Village Historique Acadien Caraquet - In einem Akadierhaus im 19. Jahrhundert
In einem Akadierhaus im 19. Jahrhundert
Eine Akadierin im 19. Jahrhundert
Eine Akadierin im 19. Jahrhundert

 

Wer sind die Akadier? – Einblicke in eine vergessene Kultur

Auf unserer Reise auf den Spuren der Akadier durch New Brunswick erfuhren wir zum ersten Mal mehr über die Renaissance der Akadier. Diese war vor allem Politikern wie Louis J. Robichaud, dem ersten akadischen Premierminister von New Brunswick, zu verdanken. Unter ihm und seinem Nachfolger erhielten die Akadier langsam die gleichen Rechte und Möglichkeiten wie ihre englischsprachigen Nachbarn in der Provinz. Französische Hochschulen wurden gegründet, das Gesundheitssystem reformiert und die Gleichberechtigung der Akadier forciert.

 

Ein Haus mit gußeisernem Ofen war schon etwas Besonderes im 19. Jahrhundert
Ein Haus mit gußeisernem Ofen war schon etwas Besonderes im 19. Jahrhundert
Hier wird Holz mit der Pferdekutsche geliefert
Hier wird Holz mit der Pferdekutsche geliefert

 

So erlebst du das Leben der Akadier hautnah

Bis dahin gab es keine französischsprachigen Hochschulen, in denen sie sich höhere Bildung hätten aneignen können. Das führte dazu, dass sie ein recht einfaches Leben führten. Wegen der fehlenden Bildung waren sie gezwungen, ihr Leben als Selbstversorger zu bestreiten. In ihren Dörfern bauten sie die Dinge an, die sie fürs alltägliche Leben brauchten. Geld war Mangelware, bestanden ihre beruflichen Möglichkeiten doch oft nur darin, dass sie sich als Bedienstete bei ihren britischen Nachbarn verdingten. Die Wäscherin Sagouine in Antonine Maillets Buch hat einen durchaus reellen Hintergrund.

 

Die Spinnerin arbeitet mit der Wolle der Schafe aus dem Dorf
Die Spinnerin arbeitet mit der Wolle der Schafe aus dem Dorf
Schafswolle wird verarbeitet
Schafswolle wird verarbeitet

 

Im Village Historique Acadien Caraquet erleben wir die Renaissance der Akadier

Im Village Historique Acadien Caraquet im Norden New Brunswicks hatten wir die Gelegenheit, einen Einblick zu bekommen in das Leben der Akadier, die der Deportation entgangen waren. Außerdem sahen wir, wie das ihrer Nachfahren aussah in den Jahrzehnten und Jahrhunderten nach der Vertreibung. Hier bekommen wir ein besseres Verständnis dafür, was es im 19. und 20. Jahrhundert hieß, als Akadier geboren zu werden und als solcher zu leben. Dort hat man ein Dorf aus originalen akadischen Häusern wieder aufgebaut, in denen deutlich wird, wie dieses Leben aussah.

 

Anfang des 19. Jahrhunderts kochte man noch über offenem Feuer
Anfang des 19. Jahrhunderts kochte man noch über offenem Feuer

 

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren sie als Gesetzlose gezwungen, heimlich in den tiefen Wäldern New Brunswicks ihr Auskommen zu suchen. Sie verhielten sich ruhig über lange Jahre. Schließlich forderten sie vorsichtig und zögerlich zunächst, später dann immer offener ihren Platz auf den Ruinen des alten Akadien ein. Ihre ursprünglichen Ländereien gehörten ihnen nicht mehr. Trotzdem suchten sie sich neue Siedlungsgebiete in abgelegenen Ecken des Landes, die den neuen Herren uninteressant erschienen. So schufen sie Schritt für Schritt ein lebendiges Akadien, das zwar keinen offiziellen Status besitzt, dafür aber seine Existenz immer selbstbewusster deklariert.

 

Ein Laden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Ein Laden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts

 

Authentische Begegnungen: Gespräche mit den „Bewohnern“ des Museums

Diese Phase der Umsiedlung fand im 18. und 19. Jahrhundert statt und wird lebendig im Village Historique Acadien Caraquet. In den älteren Häusern des Museumsdorfes sehen wir, wie einfach und karg das Leben in jenen schwierigen Zeiten war. Trotzdem zeigen die Weberin, der Schmied oder der Dorfwirt, wie stolz man in dieser Region gerade auf diese Zeiten ist. Es zeigt, wie viel Mut und Ausdauer ihre Vorfahren besaßen, um ihre Identität, ihre Sprache ebenso wie ihre Sitten und Gebräuche trotz aller Widrigkeiten zu behalten.

 

Der ganze Stolz der Hausfrau: der große Holzofen in der Küche
Der ganze Stolz der Hausfrau: der große Holzofen in der Küche
Im Hotel kannst Du noch heute übernachten
Im Hotel kannst Du noch heute übernachten

 

In den Häusern und Straßen aus dem 20. Jahrhundert erkennen wir schnell, dass nun auch in den Akadier-Gemeinden die Moderne Einzug hält. Fortschritt sowie neue Technologien sind überall zu sehen. Auch die Einrichtung der Wohnhäuser wird anspruchsvoller und luxuriöser. Plötzlich liegen Teppiche auf dem Boden, hängen Spiegel an der Wand, stehen Nähmaschinen in der Ecke und sehen die Öfen in den Küchen größer aus.

 

Die Original-Tankstelle aus dem 20. Jahrhundert
Die Original-Tankstelle aus dem 20. Jahrhundert
Achtet auf die tolle Tankstelle im Village Historique Acadien Caraquet
Achtet auf die tolle Tankstelle!

 

Von der Vertreibung zur Wiedergeburt: Die Geschichte der akadischen Renaissance

Waren es zur Zeit der Deportation kaum Fünfzehntausend, die sich in den Wäldern versteckt hatten, gibt es heute wieder mehr als zwei Millionen. Sie leben in den Atlantikprovinzen, aber auch in den Regionen, in die sie deportiert wurden oder geflohen waren. In Louisiana zählt man heute mehr als eine Million Cajuns, Nachfahren der einstigen Vertriebenen aus Akadien. Sie finden sich in allen kanadischen Provinzen, vor allem in Quebec, auf den Falkland Inseln, in Frankreich oder Neuengland. Die meisten von ihnen gibt es jedoch in ihrer alten Heimat – in den Atlantikprovinzen New Brunswick, Nova Scotia sowie auf Prince Edward Island. Hier haben sie sich eine eigene Flagge gewählt und eine Nationalhymne. Sie besitzen hier eigene Institutionen und inzwischen dieselben Rechte wie alle anderen Einwohner dieser drei Provinzen. In New Brunswick ist ihre Sprache zudem offizielle Landessprache neben Englisch. Damit ist New Brunswick die einzige Provinz in Kanada, die offiziell zweisprachig ist.

 

Das Waren-Sortiment im Dorfladen des Village Historique Acadien Caraquet
Das Waren-Sortiment im Dorfladen des 20. Jahrhunderts
Schicker Damenhut in Rot im Village Historique Acadien Caraquet
Schicker Damenhut in Rot
Ein schicker Strohhut im Village Historique Acadien Caraquet
Ein schicker Strohhut
Schicker Damenhut mit Blumen im Village Historique Acadien Caraquet
Schicker Damenhut mit Blumen

 

Fazit: Ein Muss für Kulturreisende in Ostkanada

Nirgendwo auf unserer Reise haben wir die Renaissance der Akadier besser kennen und verstehen gelernt als im Village Historique Acadien. Willst Du Dir das ansehen, solltest Du auf Deiner Reise viel Zeit – am besten einen ganzen Tag – einplanen, denn das Dorf ist sehr weitläufig und groß. In den Häusern warten Leute auf Dich, die den Alltag der Zeit erklären und leben. Wir schauen einer Spinnerin zu, wie sie Wolle von den Schafen aus dem Dorf zu dicken Strängen dreht. Im nächsten Haus holt die Frau des Hauses gerade frisch gebackene Buchteln aus dem Holzofen. Vor dem Haus liefert eine Pferdekutsche frisch gehacktes Holz. Die Dorfkneipe schenkt noch heute selbst gebrannten Schnaps aus. In der Taverne gibt’s zudem einfaches Essen, wie es zu jenen Zeiten in den akadischen Häusern üblich war. Nimm Dir die Zeit und tauche ein ins Leben der Akadier im Village Historique Acadien Caraquet!

Weitere Informationen:

Akadier Museum in Caraquet
NB 11, Rivière du Nord,
Caraquet, NB
Canada


Reiseorganisation:

Parken am Flughafen

Hier kannst du deinen Parkplatz am Flughafen reservieren.

Anreise zum Village Historique Acadien Caraquet:

Air Canada, Condor sowie Icelandair fliegen von Deutschland aus verschiedene Flughäfen im Osten Kanadas an.

Mietwagen:

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Hotels nahe dem Village Historique Acadien Caraquet:

Hotels auf der akadischen Halbinsel* (Anzeige) könnt Ihr zum Beispiel über unseren Partner booking.com buchen.


Kennst du überdies?

 

Quelle: eigene Recherchen vor Ort. Wir bedanken uns auf jeden Fall bei Tourism New Brunswick und beim Village Historique Acadien Caraquet für die freundliche Unterstützung dieser Reise. Unsere Meinung bleibt jedoch wie immer unsere eigene.

 

Text: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos © Copyright MonikaFuchs sowie TravelWorldOnline

Village Historique Acadien Caraquet – Renaissance der Akadier

Monika Fuchs

Monika Fuchs und Petar Fuchs sind die Verfasser und Herausgeber des Slow Travel und Genuss Reiseblogs TravelWorldOnline Traveller. Sie veröffentlichen dieses Blog seit 2005. TravelWorldOnline ist online seit 2001. Ihre Themen sind Genuss Reisen und Weintourismus in aller Welt und Slow Travel. Monika Fuchs verbrachte während ihres Studiums einige Zeit in Nordamerika, wo sie – zum Teil gemeinsam mit Petar Fuchs – die USA und Kanada bereiste und ein Forschungsjahr in British Columbia verbrachte. Das verstärkte ihren Wissensdurst, den sie 6 Jahre lang als Abenteuer-Guide für Rotel Tours und danach 11 Jahre lang als Studienreiseleiterin für Studiosus Reisen in aller Welt zu stillen versuchte. Sie erweiterte ständig ihre Reiseregionen, aber trotzdem nagte die Neugier an ihr: „Was befindet sich hinter dem Horizont? Was gibt's in dieser Stadt noch zu entdecken? Welche Menschen sind hier interessant? Was isst man in dieser Region?“ Auf diese Fragen sucht sie nun als freie Reisejournalistin (ihre Artikel erschienen u. a. in DIE ZEIT, 360° Kanada, 360° USA, etc.), Reiseautorin und Reisebloggerin Antworten in vielen Ländern der Welt. Petar Fuchs produziert die Videos auf diesem Blog sowie auf YouTube. Monika Fuchs von TravelWorldOnline ist unter Deutschlands Top 50 Bloggerinnen 2021 Weitere Informationen über Monika und Petar Fuchs. Empfehlungen auf LinkedIn von Touristikern Weitere Empfehlungen von Kooperationspartnern und Touristikern Berufserfahrung Monika auf LinkedIn

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