Das Bata Shoe Museum Toronto
Wir sind im Bata Shoe Museum Toronto. „Ein Museum für Schuhe?“, fragt Ihr. „Ja, gibt’s denn das?“ Ja, und zwar in Toronto. Das Bata Shoe Museum stand schon lange auf unserer Wunschliste für die Metropole am Ontario See. Es liegt in der Nähe des Royal Ontario Museum an der Bloor Street. So kannst Du gut beide Museen an einem Tag besuchen. Bei diesem Toronto Aufenthalt steht für uns das Schuhmuseum im Zentrum unserer Aufmerksamkeit. Ich hatte mich schon oft gefragt, was ein Museum wie dieses interessant macht: Mode? Trends? Oder etwas Anderes?
Interview mit der Gründerin des Bata Shoe Museum Toronto: Sonja Bata
Wir haben das Glück, ein Interview mit Frau Sonja Bata zu bekommen. Ihre Sammlung von Schuhen aus aller Welt stellt die Basis des Museums, das 1995 gegründet wurde. Frau Batas Erwachsenenleben drehte sich um Schuhe. War ihr Ehemann doch Schuhmacher, wie sie ihn in unserem Gespräch bescheiden vorstellt. Dieser „Schuhmacher“ war jedoch keiner, der Schuhe für die Nachbarschaft herstellte. Er war Tomas J. Bata und entstammte einer Familie aus Tschechien, die vor dem Krieg einen Schuhkonzern mit Niederlassungen in aller Welt führte. 1945 wurde seine Heimat – und damit das Herz des Konzerns – verstaatlicht, und die Familie ging ins Ausland. Toronto war eines der Ziele, in denen sich die Familienmitglieder niederließen.
Die Anfänge in Kanada
Frau Bata, die in der Schweiz aufgewachsen war, erzählt uns, wie schwierig der Beginn ihres Lebens in Kanada war. Sie berichtet auch davon, dass sie Kanada von Anfang an etwas zurück geben wollte. Und sie schildert, wie sie gleich nach ihrer Heirat im Konzern mitarbeiten musste. Sie begleitete ihren Mann auf seinen Reisen durch die Kontinente der Welt. Er lehrte sie, dass Schuhe sich nur erfolgreich verkaufen lassen, wenn sie den Erwartungen der Käufer entsprechen. Und sie merkte schnell, dass es Unterschiede im Verhältnis zu Schuhen zwischen den Kulturen der Welt gibt. Sie begann, von ihren Reisen Schuhe mit nach Hause zu bringen und zu sammeln. Dieses Hobby betrieb sie seit den 40er Jahren. Als nach fünfzig Jahren ihre Privatsammlung zu groß wurde, eröffnete sie das Bata Shoe Museum in Toronto.
Das Bata Shoe Museum Toronto
Das Museum wird heute von der Bata Shoe Museum Foundation verwaltet, die auch Forschungsaufträge vergibt. Während dieser Feldstudien, die sich bisher mit der Inuit- und den Indianerkulturen Nordamerikas sowie den Volksgruppen Sibiriens befassten, werden Schuhe aus diesen Regionen gesammelt, die inzwischen Ausstellungsbereiche im Schuhmuseum einnehmen. Gleichzeitig erhält das Museum Geschenke. Wir sehen den Schuh, den der Astronaut Jim Lovell während des Apollo Raumprogramms trug. Was aussieht wie ein Folterinstrument entpuppt sich als Hilfsmittel zum Schälen von Kastanien. Wir erfahren, dass sogar Kühe Schuhe tragen. Den Rindern wird ein Lederschuh angeschnallt, wenn eine Operation am Bein heilen soll.
Schuhe als Symbol von Kulturen
Wir lernen auch, dass Schuhe in der Geschichte und in den Kulturen der Welt Funktionen hatten, die nichts mit Gehen zu tun haben. Im Gegenteil, schaue ich mir einige der Exponate an, wird mir klar, dass man in diesen keine zwei Schritte hätte zurücklegen können. Schuhe aus Silber oder Metall mit hohen Absätzen oder die spitz zulaufenden Metallschuhe der Ritter dienten nicht der Fortbewegung. Ihr Aufgabe war es, den Rang und den Status ihres Trägers im wahrsten Sinne des Wortes „hervorzuheben“. Frau Bata zeigt uns Bilder aus dem Mittelalter, auf denen manche Schuhträger die sie umgebenden Menschen um mehrere Kopflängen überragten. Schuhe als Statussymbol! Heute sind das wohl die Krokodillederschuhe für elegante Herren oder die teuren Markenschuhe bekannter Schuhhersteller, die diese Funktion übernehmen.
Das Schuharchiv des Bata Shoe Museum Toronto
Wir dürfen einen Blick werfen in die heiligen Hallen des Museums, ins Schuharchiv im Keller des Gebäudes. Durch schwere Stahltüren betreten wir einen riesigen Raum, in dem Regale eng aneinandergereiht vom Boden bis zur Decke reichen. Auf diesen sind die oft schon jahrhundertealten Schuhe aufgereiht, von denen einige für sich allein genommen schon ein Vermögen wert sind. Ich frage unsere Begleiterin, welches denn ihre Lieblingsschuhe seien, und sie zieht ein paar einfacher Schlittschuhe aus einem Regal: „Die erinnern mich an meine Kindheit,“ meint sie und lacht, als sie mein enttäuschtes Gesicht sieht, hatte ich doch erwartet, dass sie eines der prunkvollen und mit Edelsteinen besetzten Schuhpaare von indischen Maharadschas hervorzieht.
Wechselnde Ausstellungen im Bata Shoe Museum Toronto
Und auch die aktuelle Ausstellung über Turnschuhe erstaunt uns. Neben den Sportschuhen berühmter amerikanischer Profisportler erfahren wir einiges über die Entwicklung dieser Schuhform. Am meisten jedoch imponiert mir die Fantasie moderner Turnschuhhersteller, deren Kreationen mich allerdings am Sinn dieser Schuhe zweifeln lassen. Denn ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit einem Turnschuh, der mit seinen ausladenden Flügeln so aussieht, als ob er seinen Träger gleich durch die Lüfte trägt, auch noch Sport treiben kann. Das dekorative Beiwerk scheint mir mehr im Weg zu sein, als dass sein Träger damit noch sinnvoll seine Runden auf dem Sportplatz drehen kann.
Eines jedenfalls wird mir auf unserem Rundgang durchs Bata Shoe Museum klar: hinter Schuhen steckt viel mehr als der einfache Schutz der Füße beim Laufen. Das Schuhmuseum von Toronto lohnt auf jeden Fall einen Besuch.
The Bata Shoe Museum Toronto
327 Bloor Street West
Toronto ON
CANADA
M5S 1W7
aktuelle Öffnungszeiten erfahrt Ihr auf der Website des Museums.
Reiseorganisation:
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Quelle: eigene Recherchen vor Ort. Die Reise wurde unterstützt von Tourism Ontario. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.
Text: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Video: © Copyright Petar Fuchs sowie TravelWorldOnline
Das Toronto-Schuhmuseum habe ich leider nur von außen gesehen, ebenso das ROM. Das Wetter war einfach zu sonnig und schön. Ich habe es mir für den nächsten Besuch aufgehoben. Toll, dass Ihr Frau Sonja Bata interviewen durftet.
Liebe Grüße
Renate
Ja, bei schönem Wetter bietet Toronto viele andere sehenswerte Stellen. Da stimme ich Dir zu.
LG,
Monika