Storyteller Marketing in Neufundland und Labrador
Das Storyteller Marketing in Neufundland und Labrador hat Tradition. Egal, ob in Storyteller Events, bei Festen im Freundeskreis oder in der Literatur – die Neufundländer erzählen Geschichten. Gern. Erfinderisch. Abenteuerlich. Neufundland ist wie geschaffen für Geschichten aller Art: Eisberge ragen in der Ferne aus dem Ozean. Der Wind trägt den Geruch von Seetang ins Land. In der Ferne hört man das Atmen der Wale und beobachtet den Flug der Papageientaucher vor den Klippen „des Felsens“. So nennen die Neufundländer ihre Insel im Sankt Lorenz Golf liebevoll.
Die Friedhöfe der Insel sind zum Meer hin ausgerichtet. Ganz so als ob die Menschen, die hier bestattet sind, noch einmal auf ihre Abenteuer am Rande der Insel zurück blicken wollten. Ein Teil der Inselbewohner stammt von einer anderen Insel, die für ihre Geschichtenerzähler und Autoren bekannt ist: aus Irland. Kein Wunder also, dass eine Reihe von Kanadas besten Schriftstellern in Neufundland zu Hause sind: Wayne Johnston, Michael Crummey, Michael Winter, Kenneth Harvey.
Neufundland und Labrador – das Land der Geschichtenerzähler
Unter den Stories der Geschichtenerzähler sind Geschichten von Persönlichkeiten, deren Abenteuer typisch sind für die Menschen auf Neufundland. Das fängt mit den Anfängen der Besiedlung auf „dem Felsen“ an. In Cupids, das etwa eine Autostunde nördlich der Inselhauptstadt St. John’s liegt, landete Sir John Guy. Er unternahm an dieser Stelle den ersten Versuch, die Insel dauerhaft zu besiedeln. Selbst hielt er es hier zwar nur einen Winter (1610 bis 1611) lang aus. Dann segelte er in seine Heimatstadt Bristol in England zurück. Aber ihm verdankt der Ort an der Ostküste Neufundlands den Ruf, die älteste ständig bewohnte Siedlung in Kanada zu sein. Er ist damit Nordamerikas zweitältester Ort. Nur Jamestown in Virginia ist noch älter, wenn auch nur um drei Jahre.
Geschichten aus der Arktis von Captain Bob Bartlett
Unweit von Cupids hören wir im Hawthorne Cottage in Brigus von Captain Bob Bartlett. Dieser begleitete als Kapitän der „Roosevelt“ Commander Robert Peary auf seinen Versuchen, den Nordpol zu erreichen. Der „Captain“ stammte aus dem Ort an der Atlantikküste. Seine Eltern und Schwestern lebten hier. Er kehrte immer wieder hierher zurück von seinen Schiffsreisen in die Arktis.
Bob Bartlett war berühmt wegen seiner Führungsqualitäten. Diese bewies er bei der vom Unglück verfolgten Karluk Expedition. Er übernahm die Führung, als Vilhjalmur Stefansson die Expedition verließ. Nachdem sie monatelang im Eis gestrandet waren, marschierte Bartlett zusammen mit dem Inuitjäger Kataktovik 700 Meilen von Wrangel Island übers Eis in die Tschuktschensee und durch Sibirien. Von Alaska organisierte er eine Rettungsaktion für seine Gefährten, die zurück geblieben waren. Später erhielt er die höchste Auszeichnung der Royal Geographical Society für den Mut, den er dabei bewiesen hatte.
„Joey“ Smallwood, Storyteller Marketing für Neufundland und Labrador
Immer wieder hören und lesen wir auf unserer Reise durch Neufundland von Joe Smallwood, dem ersten Premierminister der Insel nach ihrem Beitritt zu Kanada. Wir hatten bereits im Vorfeld der Reise das Buch „Die Kolonie der unerfüllten Träume“ von Wayne Johnston gelesen. Darin beschreibt der Autor das Leben Joe Smallwoods. Der Roman ist die beste Vorbereitung auf eine Reise durch diese Provinz für alle, die die Seele der Region genauer kennen lernen wollen. Es gibt wohl kaum eine bessere Methode, um sich der Mentalität der Neufundländer anzunähern als dieses Buch.
Eine weitere Lektüre, die ich dafür empfehle, sind die „Schiffsmeldungen“ von Annie Proulx. Auch diesem Buch begegnen wir unterwegs immer wieder. Einmal übernachten wir sogar im selben Hotel wie die Schauspieler-Crew im Film. Die beiden Hauptdarsteller Kevin Spacey und Juliane Moore übernachteten während der Filmaufnahmen im Fisher’s Loft Inn in Port Rexton bei Trinity.
Neufundländer sind Geschichtenerzähler
Dann sind da noch die Geschichten, die das Leben in Neufundland schreibt. Das sind bei weitem nicht die Schlechtesten. Im Gegenteil, sie zeigen auf ihre Art und Weise den Humor der Menschen auf der Insel. Diese verlieren trotz aller Widrigkeiten nie ihren Sinn für Witz und ihre gute Laune. So begleitet uns Tineke Gow, die Besitzerin des Artisan Inn in Trinity über eine schlimme Wellblechpiste zum Leuchtturm des Ortes. Dabei erzählt sie mit einem Augenzwinkern, dass der Automechaniker des Ortes gerade erst verstorben sei. Sollten wir also einen Ersatzreifen benötigen … Den Rest konnen wir uns denken.
Geschichten, die das Leben schreibt
Tineke berichtet vom Zimmermann des Ortes. Er ist über 1,90 Meter groß und inzwischen über achtzig Jahre alt. Wegen seiner Größe hat er schon seit Jahren ein Schmuckstück im Wohnzimmer stehen. Seinen Sarg, den er selbst gezimmert hat. „Schließlich passt er nicht in einen der Särge, die sonst üblich sind“, meint sie kichernd.
Sie berichtet vom Reiseleiter einer Touristengruppe, der einem seiner Passagiere das Blaue vom Himmel herunter log, als der Bus an einem Meeresarm in der Nähe von Trinity vorbei fuhr. In dessen Mitte waren die Bojen einer Austern Zucht zu sehen. Dabei antwortete er auf die Frage, was das denn sei, „Ja, wissen Sie, so beerdigt man in Trinity seine Toten. Der Boden ist hier so felsig, dass man keinen Friedhof unterhalten kann. Daher hängt man die Toten kopfüber ins Wasser…“
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Quelle: Recherchen vor Ort mit Unterstützung von Tourism Newfoundland und der Canadian Tourism Commission sowie Tineke Gow vom Artisan Inn in Trinity
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Text: © Monika Fuchs
Fotos: © Copyright Monika und Petar Fuchs