Sehr beeindruckt haben uns Kloster Wernberg Kärnten und seine Bewohnerinnen. Wir waren einen Tag zu Gast bei den Mariannhiller Missionsschwestern im Schloss Kloster Wernberg. Das Kloster liegt unweit von Villach in Kärnten. Bemerkenswert sind sowohl die Geschichte des Marianhiller Ordens, als auch die ihres Klosters.
Die Marianhiller Missionsschwestern – ihre Geschichte und Einsatzorte in der Welt
Der Frauenorden ist sehr jung. Erst 1885 gründete Abt Franz Pfanner den Frauenorden. Er war nach Südafrika gegangen, um dort in der Mission zu arbeiten. Bald erkannte er, dass dies ohne Frauen nicht geht. Daher holte er Frauen von Österreich nach Afrika. Später betätigten sich die Schwestern auch in Mocambique, Zimbabwe, Kongo, Tansania, Kenia, die USA, Kanada, Portugal, Dänemark und den Niederlanden.
Schloss Wernberg ist heute Sitz der Provinzleitung und Ausbildungshaus. Heute leben dort über 60 Schwestern. Viele von ihnen arbeiteten in der Mission. Ihren Geschichten zu lauschen, versetzt uns in andere Kontinente.
Schwester Monika ist keine Ausnahme. Sie ist die Leiterin des Klosters und ein wahres Energiebündel. Bei ihrer Führung durchs Kloster erzählt sie aus ihrem Leben. Schwester Monika verbrachte ein Jahr in Tansania. Das Abenteuer steckt ihr im Blut, denn als wir sie fragen, was ihr persönlich am meisten Spaß macht, überrascht sie uns. „Ich klettere gerne auf Berge“, erklärt sie lachend und zeigt auf die Nockberge nördlich des Klosters. Überhaupt sind die Schwestern anders, als sich mancher Nonnen vielleicht vorstellt. Bis ins hohe Alter arbeiten sie im Kloster. Dabei sind sie Tourenführer, Kräuterspezialistin, Tanzlehrerin oder Reiseleiterin. Eines sind sie alle. Offen für unsere Fragen und für die Welt.
Vom „Brennesselschloss“ zum Gästekonvent – eine außergewöhnliche Entwicklung für einen Frauenkonvent
So erstaunlich die Geschichten mancher Schwestern sind, so beeindruckend ist die Art und Weise, wie sie Schloss Wernberg restauriert haben. Das Schloss gibt es seit 1227. Sein Aussehen als Renaissanceschloss verdankt es der Familie Khevenmüller, die es in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts umgestalten ließ. 1672 zogen die Benediktiner ein. Sie errichteten die Kirche zwischen 1725 und 1735. Ein knappes halbes Jahrhundert später löste Joseph II. das Kloster auf. Danach wechselten die Besitzer häufig. In dieser Zeit verfiel das Schloss immer mehr. Die Kirche hat man zeitweise sogar als Pferdestall verwendet. Kein Wunder also, dass die Leute in der Umgebung nur noch vom „Brennesselschloss“ sprachen.
Willst Du außerhalb des Klosters übernachten, ist das hier möglich:
Unterkünfte in der Umgebung
Das änderte sich, nachdem 1935 die Missionsschwestern das Schloss kauften. Auch zeigt sich, mit welchem Gottvertrauen sie sich auf dieses Risiko einließen. Sie unterzeichneten den Kaufvertrag, ohne die dafür verlangte Summe zur Verfügung zu haben. Mit viel Fleiß und Überzeugungskraft schufen sie aus dem heruntergekommenen Schloss ein Schatzkästchen. Ein Kräuter- und Gemüsegarten, ein landwirtschaftlicher Betrieb, eine Bäckerei, Fischwirtschaft, ein Kindergarten und ein Gästehaus sichern heute das Auskommen der Schwestern.
Die Schwestern sind erfinderisch – Ungewöhnliche Einnahmequellen für einen Missionsorden
Auch ungewöhnlichen Kooperationen steht das Kloster offen gegenüber. So waren wir Zeuge des Besuchs einer Studienreisegruppe, die einen halben Tag im Kloster verbringt. Reisende aus aller Welt haben die Möglichkeit, auf ihrer Busreise durch Österreich einen Blick hinter die Klostermauern zu werfen. Die Schwestern zeigen ihnen das Kloster. Die Besucher können am Abendgebet teilnehmen. Dann essen die Gäste gemeinsam mit den Schwestern zu Abend. Die Missionsschwestern beantworten Fragen und erzählen von ihren Erlebnissen in der Welt. „Die Zulu nannten mich ‚Mamatheka'“, berichtet eine Nonne auf Englisch, während die Besucher ihr gebannt zuhören.
Ein Gästehaus im Schloss – das ist Ruhe pur
Das Gästehaus ist im Schloss untergebracht. Von den Terrassen eröffnen sich Ausblicke auf die Drau-Schleife und die Nockberge im Norden sowie auf die Karawanken und die julischen Alpen im Süden. Es gibt Zimmer mit und ohne Bad. Diese unterscheiden sich im Preis. Wir übernachten in einem Zimmer mit Blick auf die Karawanken. Nachts hört man die in der Nähe verlaufende Autobahn nicht, und wir schlafen großartig in der Ruhe der Natur.
Die Kirche – restauriert von Nonnen
Sehenswert ist die Klosterkirche. Ich kann es kaum glauben, als Schwester Monika uns erzählt, dass die Nonnen diese selbst restauriert haben. „Sie zogen Arbeitshosen an und legten sich rücklings aufs Gerüst. Mühsam kratzten sie in zwei Jahren sieben Kalkschichten von den Fresken ab.“ Heute sieht die Kirche so aus, wie man es von einer Kirche erwartet. Einige dieser Zeitzeuginnen leben bis heute im Kloster. Das Geld für die Restaurierung der Kirche war erst ab 1962 vorhanden. Zwei Jahre benötigten die Schwestern, bis ihre Kirche fertig war. Die Bilder zeigen, was sie in dieser Zeit zu Tage förderten, und wie die Kirche heute aussieht.
Die Weltoffenheit der Schwestern ist bemerkenswert
Am meisten beeindruckte mich jedoch weder der Mut, noch der Fleiß der Schwestern. Das fanden wir bisher auch in anderen Klöstern. Was uns hier zum ersten Mal in auffallendem Maße begegnet, ist die Weltoffenheit der Schwestern. Egal, ob es um die Schwester geht, die von ihrem Leben bei den Zulu in Südafrika erzählt. Oder um Schwester Monika, deren Hobby das Klettern in den Bergen ist. Ob es Schwester Hedwig ist, die für den Kräutergarten zuständig ist. Oder die Schwester, deren Namen ich nicht weiß, und die uns so gastfreundlich das Tor zum Kloster geöffnet hat. Alle vermitteln den Eindruck, mit beiden Beinen in der modernen Welt zu leben.
Sie machen sich Gedanken um den Fortbestand ihres Ordens. Immerhin liegt das aktuelle Durchschnittsalter bei 80 Jahren. Da gibt es Gedankenspiele, ein Erlebnis „Kloster auf Zeit“ für Laien anzubieten. Ein interessanter Ansatz, denn es gibt viele Interessenten, die sich einmal in die Ruhe des Klosters zurückziehen wollen. Das zeigen die vielen Gäste im Gästehaus ebenso wie die Besuchergruppe mit Touristen aus aller Welt. Klöster üben eine große Faszination aus.
Sie bieten Rückzugsmöglichkeiten aus der Hektik des Alltags. Das bestätigen auch die Laien, die im Kloster arbeiten. Egal, ob es die Frau ist, die im Kräutergarten die Beete hackt. Der Projektleiter des Projekts Weltgarten. Der Pächter der Klosterlandwirtschaft. Oder Jens Schröder, der Bäckermeister aus Bremen, der das tägliche Brot für das Kloster und einige Geschäfte in der Umgebung bäckt. Sie alle sagen, sie sind angekommen. Sie fühlen sich wohl im Kloster Wernberg Kärnten. Genauso wie wir.
Willst Du selbst das Kloster Wernberg Kärnten kennen lernen, erhältst Du hier weitere Informationen:
gaeste-bildungshaus@klosterwernberg.at
Missionskloster Wernberg
Klosterweg 2
9241 Wernberg
(T) +43 (0)4252 2216
(E) wernberg@kloesterreich.at
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Wir bedanken uns sehr herzlich bei Schwester Monika für die freundliche Aufnahme im Kloster Wernberg Kärnten. Und wir bedanken uns bei Klösterreich für die Einladung zu dieser interessanten Bloggerreise nach Kärnten.
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Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Videos: © Copyright Petar Fuchs, TravelWorldOnline
Oh ja,
das ist eine schöne Destination nach Kärnten und der Bericht ist wunderbar. Ich kann mir sehr gut vorstellen bald selbst das Kloster zu bestaunen. Die Schwestern sind Powerfrauen oder eben Weltoffen!
Liebe Grüße,
Alexandra.
Liebe Alexandra,
lass mich wissen, wenn Du dort warst, und wie es Dir gefallen hat. Ich würde gerne wissen, ob es Dich genauso beeindruckt wie uns.
Liebe Grüße,
Monika
Liebe Monika,
wow, das sieht wirklich schön aus und klingt super. Die Übernachtung dort stelle ich mir auch sehr spannend vor. Das habe ich noch nie gemacht und wäre definitiv mal einen Versuch wert. Ich danke euch für eure Einblicke hinter die Klostermauern. Vielleicht mache ich es euch einmal nach. :)
Viele liebe Grüße
Kathi
Liebe Kathi,
es ist schon was Anderes als in Hotels zu übernachten. Eine außergewöhnliche Erfahrung ist es auf jeden Fall.
Herzliche Grüße,
Monika
Wirklich spannend. Mit Klöstern und deren Geschichte habe ich mich bisher viel zu selten beschäftigt. Haftet dem Thema doch immer noch etwas altes und verstaubtes an. Dabei hat die Welt sich auch hier geändert, wie ihr wunderbar zeigt.
Ich glaube so einen Tag im Kloster könnte ich mir auch gut vorstellen.
Lieben Gruß, Susanne
Liebe Susanne,
das Vorurteil des Alten und Verstaubten haben wir nach unseren Klosterbesuchen ziemlich abgelegt. Wir sind eher neugierig auf die neuen Lebensformen, die manche Orden in der modernen Zeit entwickeln. Diese sind oft sehr überraschend.
Viele Grüße,
Monika
Liebe Monika,
dies Schwestern sind ganz anders, als man sich es allgemeinhin vorstellt. Unglaublich, was die aus dem alten Gemäuer gemacht haben. Wie es scheint, sind sie nicht nur reiselustig, sondern haben auch einen grünen Daumen und geschicktes Marketing. Sowas wie Nonne 2.0.
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex,
ja, da gebe ich Dir Recht. Unsere Klosterbesuche und Klosteraufenthalte haben schon mit vielen Vorurteilen aufgeräumt, die wir hatten. In Kloster Wernberg war das besonders der Fall.
Liebe Grüße,
Monika