Der Ceilidh Trail
Wir erkunden den Ceilidh Trail in Nova Scotia auf unserem Fotos Roadtrip Kanada und entdecken echte Geheimtipps. Kennst Du das auch? Du fährst in ein Land, das Du nicht kennst, und wählst die bekanntesten Orte als Reiseziele aus. Vor Ort stellst Du fest, dass es auch auf der Fahrt dorthin viel Schönes und Interessantes zu entdecken gibt, Dir aber die Zeit fehlt, das näher zu erkunden. Auf dem Ceilidh Trail in Nova Scotia ist mir das bei unserer diesjährigen Kanada Reise besonders aufgefallen. Wir waren schon öfter auf Cape Breton Island unterwegs. Unser Ziel war immer der weltberühmte Cabot Trail, der als eine der landschaftlich schönsten Strecke in Kanadas Atlantikprovinzen gilt und benannt ist nach John Cabot.
Man braucht Zeit für den Ceilidh Trail
Nur: die Strecke, die den Canso Causeway mit dem Cabot Trail entlang der Küste verbindet, der Ceilidh Trail, ist ebenfalls sehr sehenswert. Das haben wir auf unserer Reise erlebt. Allerdings muss man sich dafür Zeit nehmen. Es lohnt sich, einmal hinunter fahren zu einem der kleinen Häfen, einer der Buchten oder einem der tollen Sandstrände, die es dort gibt. Anders als beim Cabot Trail liegen hier die landschaftlichen Schönheiten nicht direkt an der Hauptstraße.
Statt wie bisher nur zwei Tage, hatten wir uns diesmal dreieinhalb Tage Zeit genommen für Cape Breton Island – und eigentlich ist auch das noch zu wenig. Einen dieser Tage nutzten wir für die Strecke zwischen dem Canso Causeway und dem Beginn des Cabot Trails unweit von Cheticamp. Der Grund, warum wir uns diesmal gerade für diese Strecke so viel Zeit nahmen, ist, dass wir uns auf die Suche nach den Spuren der Schotten machten, die die Insel ab der Mitte des 18. Jahrhunderts besiedelten. Und davon gibt es einige entlang dieser Route.
Schottisches Erbe am Ceilidh Trail in Cape Breton Island
Nicht nur Ortsnamen wie Inverness weisen darauf hin, dass sich entlang dieser Küste einst schottische Siedler niederließen. Sie kamen, nachdem die Franzosen ihren Herrschaftsanspruch über die Region Akadien Mitte des 18. Jahrhunderts an die Briten verloren hatten. Blickt man etwas tiefer und nimmt sich Zeit, entdeckt man viele Hinweise, die zeigen, dass die schottische Kultur in diesen Breiten sehr lebendig ist. Damit meine ich nicht nur das Schild an der Verkehrsinsel in Port Hastings, auf dem die Besucher mit „Ciad Mille Failte“, dem gälischen Willkommensgruß „Tausendmal Willkommen“, begrüßt werden.
Das Celtic Music Interpretive Centre in Judique ( Ceilidh Trail )
So erfahren wir im Celtic Music Interpretive Centre in Judique (5174 Highway 19, Judique) viel Interessantes über die Musik Cape Breton Islands. Fiedel, Dudelsack, Gitarre und die Harfe gehören zu Cape Bretons schottischer Kultur genauso wie die gälische Sprache. Cape Breton Island ist die einzige Region weltweit, in der die Sprache der Schotten und Iren außerhalb von ihrem Heimatland gesprochen wird.
Wir lernen die verschiedenen Tänze wie Reel, Steptanz oder Square Dance kennen und können diese selbst ausprobieren. Wir hören von den Männern, die die keltische Musik wieder belebten, wie Angus Chisholm, Sandy MacLean oder Little Jack MacDonald. Und wir erfahren mehr über die jüngere Generation keltischer Musiker wie die Rankin Family, Allister MacGillivray oder Gordie Sampson.
Im Celtic Music Centre oder im Red Shoe Pub in Mabou kannst Du traditionelle Ceilidhs erleben, bei dem Musiker aus der Region keltische Musik spielen. Wie die meisten anderen Gäste im Music Centre wippen wir selbst im Rhythmus der lebhaften Musik den Takt mit. Es dauert nicht lange, bis sich die Ersten im Steptanz versuchen, den sie im Music Centre eingeübt haben. Dieser Stopp am Ceilidh Trail lohnt sich.
Kanadas Whisky Distillery in Glenora am Ceilidh Trail
Nur wenige Kilometer weiter am Ceilidh Trail befindet sich die Glenora Distillery, die als einzige Destillerie in Kanada Single Malt Whisky herstellt. Der Besitzer erlernte das Destillieren von Whisky in den schottischen Destillen. Er brachte einen Meister Destiller nach Kanada, der heute aus dem klaren Wasser des MacLellan’s Brook einen hervorragenden Single Malt Whisky brennt. Gebrannt wird dieser wegen der kühleren Temperaturen im Winter, so dass man während der Sommermonate vom eigentlichen Brennvorgang nichts mitbekommt. Trotzdem bekommst Du bei einer Führung einen guten Eindruck vom Prozess, der notwendig ist, um aus Getreide den hervorragenden Whisky aus Glenora zu machen.
Von Fischern, dem Meer und tollen Sandstränden am Ceilidh Trail
Bevor wir nach Glenora fahren, machen wir einen Abstecher zum Little Judique Harbour, einen jener kleinen Häfen an der Küste. Deren versteckte Einfahrten schützen die Fischerboote vor den Wellen, die bei Sturm ungebremst auf die Küste von Cape Breton Island treffen. Wir haben das Glück, an einem sonnigen Augusttag hier zu sein und genießen die Stille, die an dieser Bucht herrscht. Nur ab und zu poltert ein Auto über die hölzerne Brücke, die den Zufluß eines kleinen Baches in die Hafenbucht überquert. Sonst hören wir nur das Kreischen der Möwen und fangen ab und zu ein paar Wortfetzen von den Fischern auf, die am anderen Ende des Hafens eines der Boote streichen.
An Little Judique Harbour ist nichts spektakulär, aber wir genießen eine Stunde der Muße an diesem Hafen und schauen dem Wasser zu, wie die Strömung es hinaustreibt ins Meer. Von Hektik ist hier nichts zu spüren. Ich merke, wie der Stress des Alltags verschwindet und genieße die warme Sonne und den frischen Wind, der die gelb blühenden Goldruten in Bewegung versetzt, die um den Hafen herum wachsen.
Der schönste Strand am Ceilidh Trail
Noch schöner ist unser Abstecher zum Beach #1 in Inverness einige Meilen nach der Whisky Distillery, den wir eher per Zufall entdecken. Wir füllen an der ersten Tankstelle im Ort unser Auto auf, und dabei sehe ich das unscheinbare Schild gleich neben der Tankstelle, das eine schmale Nebenstraße hinunterzeigt zum Strand.
Spontan entschließen wir uns, diesen zu erkunden und finden einen paradiesischen kilometerlangen Sandstrand, der durch Dünen vom Hinterland getrennt ist. Nur ein einsamer Muschel oder Seaglass Sammler geht am Ufer entlang und bückt sich immer wieder, um etwas zu inspizieren. Möglich, dass er einer jener Kunsthandwerker ist, die aus den vom Meer zugeschliffenen Glasscherben Anhänger für Silberketten machen. Die sehen wir immer wieder in Souvenirläden entlang der Strecke.
Auf dem Boardwalk den Wind am Ceilidh Trail genießen
Wir lassen uns den Wind um die Nase wehen und schließen uns den Joggern und Spaziergängern an, die auf dem Boardwalk die Dünen entlanglaufen. Der Weg geht vorbei am Golfplatz von Inverness bis zum anderen Ende der Bucht. Das Geräusch der sanften Wellen, die der Wind am Ufer auslaufen lässt, begleitet uns, nur unterbrochen vom freundlichen Gruß, den uns Jogger zuwerfen, wenn sie uns bei unserem Spaziergang überholen. Manchmal stoppt ein Spaziergänger für einen kurzen Plausch, der uns auf dem Boardwalk entgegen kommt. Freundlich sind die Menschen hier! Jeder begrüßt uns und ist gleich bereit zu einer kleinen Unterhaltung.
Was Du für eine Reise auf dem Ceilidh Trail brauchst
- Einen Reiseführer für Kanada Osten *
- Die Farben von Cape Breton* – dieses sehr persönliche Buch stimmt auf Cape Breton ein
- Hiking Trails von Cape Breton* – Cape Breton bietet wunderbare Wandermöglichkeiten, die Du nicht verpassen solltest. Diese Buch hilft dabei bei der Orientierung.
- Stimme Dich auf jeden Fall mit Musik aus Cape Breton auf Deine Reise ein. Die Rankin Family ist eine der bekanntesten Musiker-Familien der Insel. Ihre keltisch-schottische Musik macht gute Laune auf einem Roadtrip durch Cape Breton.
- Für Deine Strandwanderungen sind außerdem ein Rucksack für die Brotzeit und bequeme Schuhe sehr nützlich. Eine Brotzeitdose mit Brett ebenso wie andere praktische Utensilien fürs Wandern findest Du hier.
- Da an der Küste fast immer der Wind weht, lohnt es sich, im Sommer außerdem eine dünne Windjacke mitzunehmen. Im Indian Summer können die Temperaturen schon kälter werden. Ab Mitte September ist es besser, die Windjacke durch eine wärmere Fleece Jacke zu ersetzen.
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Die akadische Enklave bei Cheticamp
Schon der Name klingt französisch. Cheticamp und seine Umgebung ist noch heute akadisch geprägt. Das ist leicht zu erkennen an den blau-weiß-roten Flaggen, die überall in den Vorgärten der Häuser zu sehen sind. Auch ein Schild am Straßenrand weist darauf hin, dass wir zwischen Margaree und Cheticamp durch Siedlungsgebiet der Akadier fahren. Wir merken sofort einen Unterschied: einmal an den stolzen Fahnen und Schildern, zum anderen am fehlenden Blumenschmuck. Die Akadier schmücken ihre Häuser lieber mit ihren nationalen Symbolen.
Akadisches Kunsthandwerk
Sie haben ihr eigenes Kunsthandwerk, das sie hier ausüben: wie entdecken ein Schild, das auf die „Hookers“ von Cheticamp hinweist. „And we are proud of it“, steht darunter. Zunächst verwundert mich das, bedeutet „Hooker“ doch nichts anderes als Prostiutierte, zumindest im allgemeinen englischen Sprachgebrauch. Bei „Floras“, einem Souvenirladen, erfahren wir allerdings, dass es sich dabei um Teppichknüpferinnen handelt, die handgemachte Teppiche herstellen. Eine davon zeigt uns ihre Arbeit und erklärt uns in Englisch mit französischem Akzent, dass es wichtig ist, dass das Motiv sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite hübsch aussieht. Sonst hat „Flora“ allerdings eher Touristennepp zu bieten.
Volkskunst mit Humor
Da gefällt uns das Freya and Thor Gallery & Café des akadischen Künstlers William Roach schon sehr viel besser. Dessen geschnitzte Tier- und Menschenfiguren weisen auf ein gehöriges Quentchen an Humor hin. Da gibt’s die Möwe mit dem Golfball im Schnabel genauso wie den Elch mit dem Geweih aus Treibholz. Mit der freundlichen Erlaubnis seiner Frau dürfen wir seine Werke, die in seiner Galerie ausgestellt sind, fotografieren und Dir zeigen. Eine größere Auswahl davon stelle ich Dir in einem separaten Artikel vor (siehe Link). So kannst Du Dir selbst ein Bild vom Einfallsreichtum William Roachs machen. Uns haben seine Arbeiten sehr gut gefallen. Wie steht’s mit Dir?
Nimm Dir Zeit für den Ceilidh Trail
Wir haben diesen Tag auf dem Ceilidh Trail sehr genossen. Er hat uns nicht nur Cape Breton Island aus einem neuen und anderen Blickwinkel gezeigt, als wie es bisher kannten. Er brachte uns außerdem die Menschen und ihre Kultur näher, die die Insel an der Ostseite Nova Scotias besiedelten und ihr ihren ganz besonderen Stempel aufdrückten. Wir empfehlen Dir, nimm Dir auf jeden Fall einen Tag Zeit für diese Strecke und komm mit den Menschen ins Gespräch, lass Dich von der tollen Küste, den schönen Stränden und den kleinen Dörfern bezaubern und probier die regionalen Spezialitäten. Du wirst sehen, es macht sehr viel Spaß, diese Region genauer kennenzulernen.
Weitere Tipps für den Cabot Trail und den Ceilidh Trail findest Du beispielsweise bei Reisehappen.de.
Reiseorganisation:
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Anreise:
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Mietwagen:
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Hotels:
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Weitere Slow Travel Tipps findest Du ebenfalls hier. Entdecke zudem unsere Routen in Kanada.
Kennst Du überdies?
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- Ottawa Winterlude Hotels
- Entdecke, was du in Inverness, Schottland, unternehmen kannst
Quelle: eigene Recherchen vor Ort. Wir bedanken uns bei Tourism Nova Scotia, Destination Cape Breton sowie der Canadian Tourism Commission für die freundliche Einladung zu dieser Reise. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.
Text: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline