Nationalpark Kellerwald-Edersee – UNESCO Welterbe & Märchenheimat

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Elch

Urwälder in Deutschland – der Nationalpark Kellerwald Edersee


Echte Urwälder gibt es in Mitteleuropa kaum noch. Kleinste Reste davon finden sich jedoch im Bayerischen Wald, im Alpengebiet und im Nationalpark Kellerwald Edersee in Hessen. Das haben wir bei unserem Besuch in den Wäldern um den Edersee erfahren. Hier kannst Du gut wandern und viel Interessantes lernen über die Urwälder in Deutschland. Es gibt Wälder, deren Baumbestand sich bis in die Zeit nach der Eiszeit zurückverfolgen lässt. Auch sie sind dünn gesät im dicht besiedelten Europa. Aber einige dieser Wald-Inseln haben sich auf adligem Grundbesitz erhalten. Dazu gehören die Bereiche des Naturpark Kellerwald-Edersee.

 

Die Natur erobert sich den Wald zurück Naturpark Kellerwald Edersee
Nationalpark Kellerwald-Edersee Die Natur erobert sich den Wald zurück

 

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Diese Naturwälder waren meist Teil von Jagdgebieten. Dort griff der Mensch wenig in den Ablauf der Natur ein. Sie gelten daher als urwaldähnlich. Das ist der Fall in den Wäldern der Grafschaft Waldeck-Pyrmont. Die Grafen umgaben nach Protesten der Bauern ihre Wäldereien sogar mit einem Zaun. Damit wollte man verhindern, dass das Wild sich über die Feldfrüchte hermachte. Das kam nicht nur den Bauern zugute, sondern auch dem Buchenwald. Dieser breitete sich hinter der Zaungrenze aus.

 

Umgestürzter Baum im Nationalpark Kellerwald Edersee
Naturpark Kellerwald-Edersee Umgestürzter Baum in der „Wildnis der Zukunft“

 

Buchenwald als UNESCO Weltnaturerbe

Dieser Buchenwald ist es, der dem Naturpark Kellerwald-Edersee seinen Status als UNESCO Weltnaturerbe einbrachte. Diese Waldabschnitte sind deswegen etwas ganz Besonderes. Buchen sind sehr anpassungsfähige Bäume. Sie wachsen auf allen möglichen Bodenarten. Es gibt sie auf Kalkböden. Außerdem findet man sie auf sauren Böden, im Grauwacken- oder Schiefergelände. Buchen verdrängen im Laufe der Zeit andere Baumarten. Sie schaffen sich ihr eigenes Schattenreich und kommen mit wenig Sonnenlicht aus.

Die Buchenwälder im Nationalpark überlässt man daher völlig der Natur. Dies berichtet uns Jutta Seuring vom Nationalpark Kellerwald. Mit ihr machen wir einen Spaziergang durch die „Wildnis von morgen“. „Natur darf hier auf jeden Fall Natur sein“, meint sie. „Man greift nicht mehr ein in die Abläufe des Buchenwalds. Stattdessen überlässt man ihn seiner natürlichen Entwicklung.“

 

 

Was brauchst Du für eine Wanderung im Nationalpark Kellerwald Edersee?

  • Die Wälder im Naturpark Kellerwald-Edersee sind Urwälder. Entsprechend rau sind auch manche Wege. Daher sind bequeme Wanderschuhe unerlässlich.
  • Du wirst Dich in rauem Gelände bewegen, in dem es keine Einkehrmöglichkeiten gibt. Daher lohnt es sich, einen Wanderrucksack zu packen. Was Du für ein Picknick brauchst, findest Du hier.
  • Es gibt viele Wandermöglichkeiten und Radwege in der Region. Diese Karten und Wanderführer* helfen bei der Orientierung.

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Specht Ei im Besucherzentrum im Nationalpark Kellerwald Edersee
Im Besucherzentrum des Naturpark Kellerwald-Edersee: das Ei eines Spechts im Bau

 

Warum sind die Buchenwälder im Naturpark Kellerwald Edersee so besonders?

Laubwälder gibt es fast nur auf der nördlichen Halbkugel. Die Rotbuche gibt es sogar nur in Europa. Sie bestimmt als Baumart weite Teile des europäischen Kontinents. Von der letzten Eiszeit wurde sie nach Osten verdrängt. Dann jedoch eroberte sie sich innerhalb weniger tausend Jahre fast den gesamten Kontinent zurück. Sie breitete sich schließlich von Osten her bis zu den Pyrenäen aus. Überlässt man die Wälder in diesen Regionen der Natur, ist die Rotbuche die dominante Baumart. Bei einem Spaziergang durch den Naturpark Kellerwald-Edersee können wir das sehen. Hier entsteht aus kultivierten Wäldern eine Buchenwaldwildnis.

Im Naturpark Kellerwald-Edersee wird auch heute noch Baumwirtschaft betrieben. Allerdings überlässt man die Buchenwälder des Nationalparks sich selbst. Da liegen dann plötzlich umgestürzte Baumriesen auf dem Boden. Durch Blitz geteilte Zwillingsbäume recken ihre Baumkronen in die Höhe. Daneben macht Gras- und Buschwerk das Durchkommen schwierig. In einigen Jahrzehnten sind Waldwege und Schneisen ganz verschwunden. Dann hat die Natur die Region wieder eingenommen.

 

Du reist gern mit dem Wohnmobil?

 

Höhle
Naturpark Kellerwald-Edersee Die Höhle der Sieben Zwerge?

 

Die Märchenheimat von Schneewittchen und dem Bösen Wolf

Wen wundert es daher, dass sich die Menschen der Region Märchen von Zwergen und Wölfen erzählten? Von hier stammen die Geschichten, die die Brüder Grimm in ihrer Märchensammlung festhielten. In Bad Wildungen munkelt man gar davon, Schneewittchen sei die Tochter des Grafen von Wildungen gewesen. In der Erstausgabe der Märchen der Brüder Grimm war Schneewittchen blond. Genauso wie die Tochter des Grafen. Dann allerdings endet die Ähnlichkeit. Auch wenn manche meinen, mit den sieben Zwergen könnten Kinderarbeiter aus Erzbergwerken gemeint sein. Belege dafür gibt es allerdings nicht.

Trotzdem sieht Eckhard Sander, ein ehemaliger Mathematik- und Deutschlehrer, Parallelen zwischen dem Leben der Grafentochter Margarethe und der Märchenfigur Schneewittchen. Es ist belegt, dass die Brüder Grimm ihre Geschichten aus dem Volksmund sammelten. Die Lebensgeschichte von Margarethe von Wildungen bietet sich dafür geradezu an. Sie verlor ihre Mutter schon früh. Als sie sechs Jahre alt ist, heiratet ihr Vater Catharina von Hatzfeld. Die böse Stiefmutter? Margarethe wird bald bei verschiedenen Familienmitgliedern herumgereicht.

So gelangt sie schließlich über das Siebengebirge (die sieben Berge?) an den Hof Kaiser Karls V., wo sie ihre Ausbildung vervollständigen soll. Dort lernt sie schließlich Philipp von Spanien kennen, den Sohn des Kaisers. Möglich wäre es also, dass hier Geschichte und Legende sich vermischten.  Allerdings endet Margarethes Geschichte nicht mit einem Happy End. Philipp soll Maria von Tudor in England heiraten. Margarethe selbst erkrankt (durch Gift, wie man in Waldeck munkelt) und stirbt bereits im Alter von 21 Jahren. Quelle.

 

Elch
Naturpark Kellerwald-Edersee Einst gab es Elche in diesen Buchenwäldern
Baumkronenweg
Baumkronenweg im Naturpark Kellerwald-Edersee

 

Märchenhaft: der Baumkronenweg am Edersee

Am ehesten hat uns unser Rundgang auf dem Baumkronenweg in Märchenstimmung versetzt. Er gehört zum Naturpark Kellerwald-Edersee. Daher führt er nicht durch die Wälder des Nationalparks. Buchen gibt es hier zwar auch, aber nicht nur. Wir entdecken sogar Douglasien. Diese Baumart stammt aus Nordamerika. Dafür hat man einen Zugang zu den Baumwipfeln geschaffen. Dieser bringt uns die Welt in den Baumkronen näher. Auf dem Weg dorthin passieren wir eine Höhle. Jene erinnert mich an die Heimstatt der Sieben Zwerge. Unterwegs sehen wir außerdem geschnitzte Tiere, die einst in diesen Wäldern zu Hause waren. Darunter entdecken wir einen Elch, Adler oder einen Schwarzstorch. Dieser sieht aus, als ob er im Blätterdach eines Baumes seine Eier ausbrütet.

 

Adler
Adler am Baumkronenweg im Naturpark Kellerwald-Edersee
Schwarzstorch
Ein Schwarzstorch in den Wipfeln der Bäume

 

Mit uns erkunden Familien mit Kindern die Welt der Bäume. Aber auch Wanderer machen Halt. Sie wollen sich das Leben in den Baumkronen näher anschauen. Uns hat der Baumkronenpfad sehr gut gefallen. Zum einen, weil er die Einflüsse menschlicher Eingriffe in die Waldwelt erklärt. Zum anderen, weil wir die Welt in den Baumwipfeln so hautnah erleben.

 


Die Waldheimat von Schneewittchen findet Ihr hier:

Kellerwald-Edersee

NationalparkZentrum Kellerwald
Weg zur Wildnis 1
34516 Vöhl-Herzhausen
Telefon 05635 992781

Baumkronenweg am Edersee
Brühlfeld 3,
34549 Edertal-Hemfurth
Tel.: 0 56 23 / 9 73 79 77

Wir haben übernachtet im

Hotel Seeschlösschen Edersee*
Kirschbaumweg 4
34513 Waldeck

Das Landhotel liegt auf einer Anhöhe in Waldeck. Von dort bietet sich ein Ausblick auf den Edersee und die Wälder der Region. Eine Gastwirtschaft heißt uns willkommen. Das Hotel ist unser Ausgangspunkt zur Erkundung des Sees und der Wälder in der Umgebung.

Traditionelle Feste in der Umgebung

  • Mitte August findet das Lichterfest im Kurpark von Bad Wildungen statt.
  • Etwa zur gleichen Zeit gibt’s außerdem den Kram- und Viehmarkt in Bad Arolsen, der schon seit mehreren hundert Jahren veranstaltet wird.

Gute Restaurants mit Spezialitäten aus der Region findest du hier:

Probiere bei deinem Besuch auch kulinarische Spezialitäten wie Ahle Wurst, Forelle aus dem Edersee oder Schmandkuchen.

  • Das Restaurant Fishtail serviert u.a. Spezialitäten aus dem See und den Flüssen der Umgebung. (Zur Sperrmauer 59, 34549 Edertal)
  • Von Ostern bis Oktober kannst du in der Jausenstation „Zum Waldbölker“ eine gemütliche Brotzeit genießen.
  • In der Alten Turmuhr in Waldeck kannst du in gehobenem Ambiente regionale Speisen probieren. (34513 Waldeck)

 

Weitere Reisetipps für Hessen

Du warst schon einmal im Naturpark Kellerwald-Edersee?

Dann gib deine Tipps und Erfahrungen in den Kommentaren an andere weiter, die einen Besuch dort planen. Wie hast du den Naturpark erlebt?

 

 

Nationalpark Kellerwald-Edersee
Klicke auf das Foto und merke dir anschließend „Nationalpark Kellerwald-Edersee“ auf Pinterest

 


Kennst Du überdies?

Quelle: Recherchen vor Ort mit  Unterstützung durch die Grimmheimat Nordhessen. Unsere Meinung bleibt auf jeden Fall unsere eigene.

Text: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline

Nationalpark Kellerwald-Edersee – UNESCO Welterbe & Märchenheimat

Monika Fuchs

Monika Fuchs und Petar Fuchs sind die Verfasser und Herausgeber des Slow Travel und Genuss Reiseblogs TravelWorldOnline Traveller. Sie veröffentlichen dieses Blog seit 2005. TravelWorldOnline ist online seit 2001. Ihre Themen sind Genuss Reisen und Weintourismus in aller Welt und Slow Travel. Monika Fuchs verbrachte während ihres Studiums einige Zeit in Nordamerika, wo sie – zum Teil gemeinsam mit Petar Fuchs – die USA und Kanada bereiste und ein Forschungsjahr in British Columbia verbrachte. Das verstärkte ihren Wissensdurst, den sie 6 Jahre lang als Abenteuer-Guide für Rotel Tours und danach 11 Jahre lang als Studienreiseleiterin für Studiosus Reisen in aller Welt zu stillen versuchte. Sie erweiterte ständig ihre Reiseregionen, aber trotzdem nagte die Neugier an ihr: „Was befindet sich hinter dem Horizont? Was gibt's in dieser Stadt noch zu entdecken? Welche Menschen sind hier interessant? Was isst man in dieser Region?“ Auf diese Fragen sucht sie nun als freie Reisejournalistin (ihre Artikel erschienen u. a. in DIE ZEIT, 360° Kanada, 360° USA, etc.), Reiseautorin und Reisebloggerin Antworten in vielen Ländern der Welt. Petar Fuchs produziert die Videos auf diesem Blog sowie auf YouTube. Monika Fuchs von TravelWorldOnline ist unter Deutschlands Top 50 Bloggerinnen 2021 Weitere Informationen über Monika und Petar Fuchs. Empfehlungen auf LinkedIn von Touristikern Weitere Empfehlungen von Kooperationspartnern und Touristikern Berufserfahrung Monika auf LinkedIn

12 Gedanken zu „Nationalpark Kellerwald-Edersee – UNESCO Welterbe & Märchenheimat

  1. Wie toll <3 Meine ganze Familie kommt aus der Nähe vom Edersee und wir verbringen jedes Jahr einige Tage dort. Ich bin immer verliebt in die naturbelassene Landschaften. Ihr habt es wundervoll zusammen gefasst. Mein Herz hängt an dem Artikel.

    1. Liebe Lisa,

      was für ein netter Kommentar. Dieser freut uns sehr <3 und herzlichen Dank dafür. Schön, dass wir die Region so beschrieben haben, wie Du sie auch empfindest. Vor allem die Wälder haben uns sehr beeindruckt.

      Liebe Grüße,
      Monika und Petar

  2. Ach das ist ja süß, wusste gar nicht, dass Schneewitchen sozusagen aus dem Kellerwald-Edersee kommt. Ich liebe Wälder ja total, schon allein wegen der großen Bäume und der frischen Luft. Ich bin auch noch nie über einen Baumkronenweg gelaufen, aber das steht jetzt auf meiner Liste. Muss wirklich ganz toll sein.

    1. Der Baumkronenweg war auch unser erster, Nicole. Von oben sieht der Wald ganz anders aus. Ein beeindruckendes Erlebnis!

      Viele Grüße,
      Monika

    1. Hallo Anke,

      dann kommst Du aus einer schönen Ecke :D. Hast Du darüber auch schon was veröffentlicht?

      Liebe Grüße,
      Monika

  3. Wow toller Tip! Das kommt mir sehr gelegen wollte im April Süddeutschland erkunden und das klingt nach einem tollen Ziel! Vor allem der Baumwipfel pfad klingt beeindruckend!

    1. Hallo Franzi,

      Süddeutschland ist das zwar – aus süddeutscher Sicht :) – nicht gerade. Eher Mitteldeutschland. Aber der Baumwipfelpfad war Klasse! Die Aussicht von oben ist grandios.

      Liebe Grüße,
      Monika

  4. Hallo Ihr Zwei,

    also es ist schon unglaublich, was ihr immer für Orte ausfindig macht. Da hab ich noch nie von gehört obwohl es ja in meinem Heimatland ist. Klingt auf jeden Fall super spannend und so langsam kann ich eine richtige Deutschland Tour machen indem ich einfach eure Berichte abfahre.

    Viele Grüße
    Victoria

    1. Hallo Victoria,

      das geht uns genauso :D. Erst seit wir über Reisen bloggen, entdecken wir Deutschland (und den Rest der Welt) im Detail. Und da gibt’s so viel, wovon wir bisher keine Ahnung hatten, dass es existiert. Eine spannende Sache.

      Liebe Grüße,
      Monika

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