Wir sind aus Anlass des 150. Todestages des Sprachforschers und Dichters Friedrich Rückert (1788-1866) in der Stadt am Main. Wir wollen mehr über diesen bemerkenswerten Franken erfahren. Der in Schweinfurt geborene Poet war ein weltoffenes Sprachgenie. Er lernte im Laufe seines Lebens 44 Sprachen mit 25 Schriften, darunter Afghanisch, Koptisch sowie das Telugu Südindiens. Dabei beherrschte er ausschließlich die Hochsprachen. Einen Kaffee in einem Restaurant in Kairo hätte er sich jedoch nicht bestellen können. In seinen Schriften schlug er dennoch eine Brücke zwischen Orient und Okzident, obwohl er selbst nie in diese Welten reiste. Stattdessen begann sein Leben in Franken und endete dort. Friedrich Rückert, Sprachgenie & Weltpoet, könnte heute gut als Vorbild dienen für den Umgang mit den Problemen unserer Zeit beim Aufeinandertreffen der Kulturen.
Auf den Spuren von Friedrich Rückert durch Schweinfurt
Wir haben uns die Stadt Schweinfurt auf den Spuren des Dichters angeschaut. Am Marktplatz der Stadt steht das Geburtshaus dieses Mannes. An deren Fassade weist allerdings nur eine Tafel mit der Aufschrift „Hier ward geboren Friedrich Rückert“ auf seine Bedeutung hin. Auf dem Marktplatz der Stadt steht außerdem seine Statue. In Gedanken versunken studiert er ein auf seinen Knien liegendes Buch. Sehr viel mehr ist von Friedrich Rückert in seiner Geburtsstadt allerdings nicht erhalten. Wir gehen an der Kirche vorbei, in der er getauft wurde. Dahinter sehen wir die Lateinschule, die in den Wirren seiner Zeit das Recht zu Unterrichten verlor. Trotzdem beendete er dort seine Schulausbildung. Danach begann er seine Sprachstudien.
Rückerts Werk im Archiv der Rückert-Gesellschaft
Einer der besten Kenner des Sprachpoeten führt uns auf den Spuren des Dichters durch die Stadt bis ins Archiv der Rückert-Gesellschaft. Der Historiker Dr. Rudolf Kreutner ist Hüter der Schweinfurter Bestände an Rückertiania und stellt uns das Sprachgenie in all seinen Facetten vor. „Rückert schrieb alles, was ihn beschäftigte, in Gedichtform nieder.“ Er zeigt uns außerdem ein Paket handbeschriebener Zettel.
„Rückert hatte ständig kleine Blätter Papier in der Tasche, auf denen er die Gedanken, die ihm durch den Kopf gingen, in Gedichtform festhielt.“ Insgesamt soll er mehr als 20.000 Gedichte in seinem Leben geschrieben haben. Interessant wird es, schauen wir uns diese Gedichte und Texte genauer an. Offenbar dachte Friedrich Rückert in den Sprachen, die er beherrschte, denn der Text, den wir uns ansehen, ist in verschiedenen Sprachen abgefasst. Dabei wechselt er manchmal sogar in einem Satz von einer Sprache in die nächste.
Die Rückert Gesellschaft besitzt auf jeden Fall die meisten Bestände an Handschriften von Friedrich Rückert. Dr. Kreutner zeigt sie uns stolz und erklärt, was die Buchdrucke beinhalten. Der Schaffensreichtum des Dichters war schier unerschöpflich. Allein seiner Frau Luise hat der Zwei-Meter-Mann mehr als 300 Liebeslieder geschrieben. Den Verlust seiner Kinder verarbeitete er durch das Verfassen von Todesliedern. Von denen gibt es ebenfalls mehr als 300.
Friedrich Rückert prägt Schweinfurt bis heute
Wer einmal selbst Schweinfurt auf den Spuren von Friedrich Rückert erkunden will, kann dies auf einem Themen-Stadtrundgang tun. Eineinhalb Stunden lang führt der Chronist Leonhard Enderlein in historischem Gewand durch die Stadt und vermittelt dabei Einblicke in das Leben und Wirken des berühmten Mannes. Heute ist eine Straße nach ihm benannt. In der „Kleinen Kaffeerösterei“ kann man sich außerdem bei Elke Hofmann einen Rückert-Espresso bestellen. Auf der Kaffeekarte wird er beschrieben als „eine Auswahl aus reinen Arabicas mit einer schönen Crema“.
Als wir ihn probieren wollen, ist allerdings gerade keiner auf Lager. Daher entscheiden wir uns stattdessen für den Luisen-Espresso. Dieser trägt den Namen von Rückerts Frau. Wir wollen wissen, was denn der Espresso mit Friedrich Rückert zu tun hat. Unsere Erwartungen, dass wir jetzt einen Vortrag darüber hören, wie gern der Dichter selbst Kaffee getrunken hat, werden jedoch enttäuscht. „Wir haben diese Röstmischung nach einem der herausragenden Männer unserer Stadt benannt, genau wie die Straße vor unserem Café den Namen Rückert-Straße trägt.“ So banal kann die Erklärung sein. Geschmeckt hat uns der Luisen-Espresso allerdings trotzdem gut.
Weltpoesie ist Weltversöhnung
150 Jahre ist es her, dass Friedrich Rückert starb. Begraben ist er in Coburg. Seine Überzeugung „Weltpoesie allein ist Weltversöhnung“ ist Thema der Literaturausstellung „Der Weltpoet“, die 2016 durch Franken auf Wanderschaft ging. Ihr Leitmotiv könnte aktueller kaum sein. Die eigene kulturelle Identität finden, um sich auf fremde Kulturen einzulassen, damit Integration gelingt.
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Reiseorganisation:
Die kleine Kaffeerösterei
Rückertstraße 13
97421 Schweinfurt
Tel. 09721 / 5333414
www.kaffeeroesterei-schweinfurt.de/
Weitere Informationen:
FrankenTourismus
Postfach 44 04 53
90209 Nürnberg
Telefon 0911 / 94151-0
Fax 0911 / 94151-10
info@frankentourismus.de
www.frankentourismus.de
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Übernachtungsmöglichkeit:
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Quelle: eigene Recherchen vor Ort. Wir bedanken uns bei Schweinfurt Tourismus für die Einladung zu dieser Reise. Unsere Meinung bleibt unsere eigene.
Text: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Fotos: © Copyright Monika Fuchs, TravelWorldOnline
Video: © Copyright Petar Fuchs, TravelWorldOnline
