In Quebec City ist Geschichte nicht weit
In Quebec City ist die Geschichte nie weit entfernt! Sei es das Chateau Frontenac, das Luxushotel, das unübersehbar auf dem Cap Diamant über dem Sankt Lorenz Strom thront. Seien es die Ebenen von Abraham vor den Toren der Stadt, auf denen die Entscheidungsschlacht zwischen Franzosen und Briten um den Kontinent Amerika stattfand. Oder seien es die Straßen im Quartier Petit Champlain unterhalb des Stadthügels, wo Samuel de Champlain sein Palisadenfort aus Holz errichtete – alles zeugt von der Vergangenheit der Hauptstadt der Provinz Quebec.
Hier entstanden die ersten Schulen und Universitäten. Von hier brachen die Entdecker auf, um die Gebiete westlich des bekannten Siedlungsbereichs zu erkunden. Hier kamen aber auch die Vertreter der Kolonialverwaltung an, um die Vorstellungen der Heimatregierung vom Leben in den Kolonien durchzusetzen. Zeugen dieser Ereignisse sind die Kirchen, Schulgebäude und Universitäten, die noch heute von der Oberstadt auf den Sankt Lorenz Strom hinaus blicken. Die Unterstadt in Old Quebec erweckt den Eindruck einer Stadt, die historisch gewachsen ist. Man kann noch die Spuren der Gründer finden, auch wenn die meisten schon längst im Nebel der Zeit verschwunden sind.
Auf den Spuren der ersten Siedler in Quebec City
Im Viertel unterhalb des Cap Diamant spürt man die Nähe der Gründerväter Quebecs am intensivsten. An dieser Stelle errichtete Samuel de Champlain 1608 ein Palisadenfort aus Holz. Davon ist heute nichts mehr übrig außer ein paar Namen. Aber die Kanonen zielen immer noch auf den Sankt Lorenz hinaus. Die Wohnhäuser aus Stein gruppieren sich um die Kirche Notre-Dame-des Victoires wie in frühen Zeiten. Der Kirche selbst sagt man die Unterstützung gegen Angreifer nach. All das lässt ein Lebensgefühl entstehen wie in Frankreich. Das ist überall in der Stadt spürbar.
Die Rue Petit Champlain war bereits zu Zeiten Samuel de Champlains ein Trampelpfad, der zu „Champlain’s Brunnen“ führte. Bald gab es entlang dieses Wegs die ersten Häuser. Aus dem Trampelpfad wurde eine Straße. Während der Herrschaft der Franzosen wohnten vor allem Handwerker mit ihren Familien entlang der Straße. Im 19. Jahrhundert zogen Arbeiterfamilien aus Irland hier ein. Sie verdienten sich ihren Unterhalt in den Docks. Heute haben sich Händler und Shop Besitzer hier niedergelassen.
Schulen aus der Kolonialzeit
Das Kloster der Ursulinerinnen liegt in der Rue du Parloir, einer Straße unweit des Place d‘Armes in der Altstadt von Quebec. Es ist nur eine der Schulen in der Stadt, die ihre Gründung auf die Kolonialzeit der Franzosen zurückverfolgen können. Die Nonnen kamen aus Frankreich, um die Töchter der Kolonisten zu unterrichten. Schon bald dehnten sie ihre Aktivitäten aus auf die Mädchen aus den Indianerstämmen. Diesen wollten sie Fertigkeiten beibringen, die für die Frauen aus Frankreich als notwendig erachtet wurden. Sie lernten Weben, Nähen und Kochen. Die Nonnen versuchten so, ihren Schützlingen die Kultur der Kolonisten beizubringen.
Nicht weit entfernt liegt das Séminaire du Québec in der Nähe des Rathauses der Stadt. Auch dieses Gebäude erinnert an die Bildungspolitik der Franzosen. Hier bot man zum ersten Mal höhere Bildung in Quebec an. Vor allem Priester bildete man vor Ort aus. Sie sollten einerseits für das geistliche Wohl der Kolonisten zuständig sein. Andererseits vermittelten sie den Eingeborenen das Christentum.

Auf den Plains of Abraham entschied sich das Schicksal Quebecs
Vor den Toren der Stadtmauer im oberen Bereich der Altstadt erstrecken sich die Ebenen von Abraham. Wo sich heute eine Parkanlage bis zum Rand der Klippe oberhalb des Sankt Lorenz ausdehnt, fand am 12. September 1759 die Entscheidungsschlacht zwischen der französischen und britischen Armee um das Schicksal Neufrankreichs statt. Der Kommandeur der Briten, General James Wolfe traf mit seinen Truppen auf die Armee der Franzosen unter der Leitung von Louis-Joseph, Marquis de Montcalm. Es waren mehr als 10.000 Soldaten an dieser Schlacht beteiligt. Deren Ausgang beeinflusst die Geschicke der Provinz Quebecs bis heute.
Die Stelle, an der die Briten unter der Führung von William Howe die Klippen hochkletterten, ist heute Industriegelände. Die Ebenen von Abraham sind einer der Nationalen Stadtparks Kanadas. Allerdings bieten die Ereignisse der Schlacht noch heute Zündstoff für Querelen in der Politik Quebecs: 2009 plante man, die Schlacht auf den Plains of Abraham nachzustellen. Aufgrund von Protesten der Separatisten, mussten diese Pläne wieder aufgegeben werden. Man befürchtete gewalttätige Ausschreitungen. Stattdessen hat man 140 Texte aus der Geschichte Quebecs vorgetragen. Dazu zählte das FLQ Manifest, ein Schlüsseldokument der terroristischen Front de Libération du Québec. Bundespolitiker aus Kanada verweigerten daraufhin die Teilnahme an der Gedenkfeier. Bereits genehmigte Regierungsgelder für deren Finanzierung strich man wieder. Auch dies ist Geschichte in Quebec, die bis heute lebendig ist.
Kathedrale Ste. Trinité als Symbol der Herrschaft der Briten
Unweit des Klosters der Ursulinerinnen und des Séminaire du Québec steht die Kathedrale der Anglikaner im Zentrum der Altstadt. Ihre Ausstattung hebt sich in ihrer Schlichtheit deutlich ab vom Prunk der Basilika Notre Dame. Die Kirche der Katholiken steht nur wenige Meter entfernt am Rathausplatz. Hier wird deutlich, welchen Einschnitt die Übernahme der Macht durch die Briten für die Frankokanadier darstellte. In vielen Kirchen der Provinz wie z.B. in Ste. Anne-de-Beaupré scheinen die Katholiken Quebecs ihr religiöses Erbe mit imposanten Kirchenbauten als Symbol ihrer Identität als Frankokanadier herausstellen zu wollen.
Da ist das auffälligste Gebäude der Stadt Quebec eher ein Symbol von Kompromissen. Das Chateau Frontenac steht mitten im Stadtzentrum an der Place d’Armes. Unter ihren Laubbäumen warten Pferdekutschen auf Kundschaft. Daneben wacht die Statue von Samuel de Champlain auf dem Platz vor dem Hotel über die Stelle des Sankt Lorenz, an der dieser sich bis zu seiner Mündung in den Atlantik hin zu einem Trichter öffnet. Von der Terrasse Dufferin aus blickt man hinaus auf die Stelle, an der der Sankt Lorenz Strom breiter wird und um die Insel Ile d’Orléans herum fließt.

Eines der Eisenbahnhotels der Canadian Pacific Railway
Auch wer noch nie in Quebec City war, den Anblick des Chateau Frontenac im Zentrum der Altstadt kennt so ziemlich jeder. Kein Wunder, das Chateau Hotel überragt vom Cap Diamant über dem St. Lorenz Strom die Unterstadt. Es ist so ein beliebtes Fotomotiv der Touristen aus aller Welt. Es gehört außerdem zu jeder Besichtigungstour durch Quebec City.
Das Chateau Frontenac steht an der Stelle des „Vieux Chateau“ (des alten Schlosses). So nannte man das Château Haldimand, in dem die Verwaltung und Empfangsräume der Kolonialregierung untergebracht waren. 1880 kam man auf die Idee, an dessen Stelle ein Luxushotel zu errichten. Es war schließlich William Van Horne, der Geschäftsführer der Canadian Pacific Railway, der den New Yorker Architekten Bruce Price mit der Aufgabe beauftragte. Dieser sollte ein Hotel entwerfen für die Fahrgäste seiner Eisenbahnlinie.
Price ließ sich von der Architektur im Frankreich der Zeit inspirieren. Diese entwickelte sich zunächst zu einem Kennzeichen der Schlosshotels in Kanada. Schließlich baute man sogar die Regierungegebäude des Landes in diesem Stil.
1893 eröffnet, hatte das Hotel sofort Erfolg. Man hat es bis ins 20. Jahrhundert hinein mehrfach erweitert. Die letzte Erweiterung vollendete man im Juni 1993 mit dem Claude-Pratte Flügel. Dort können Hotelgäste den Swimmingpool, ein Fitness Center und eine Terrasse genießen.
Gästeliste, die beeindruckt
Dieses Hotel kann sich einer Gästeliste rühmen, auf der Leinwandstars aus Hollywood ebenso stehen wie Besucher aus Königshäusern und die Politiker der Welt. König Georg VI. aus England und Königin Elizabeth, die Eltern von Queen Elizabeth, Prinzessin Grazia Patricia von Monaco, Chiang-Kai-Shek, Charles de Gaulle, Ronald Reagan, Francois Mitterand, Prinz Andrew und Lady Sarah Ferguson, aber auch Charles Lindberg, Alfred Hitchcock und Montgomery Clift stiegen hier schon ab.
Sogar in der Weltgeschichte spielte das Chateau Frontenac eine Rolle. Dort fanden die Quebecer Konferenzen im Zweiten Weltkrieg statt. Dabei trafen sich Präsident Franklin Delano Roosevelt, Premierminister Sir Winston Churchill und William Lyon Mackenzie King aus Kanada.
Lage auf dem Cap Diamant
Heute thront das Luxushotel auf dem Cap Diamant. Von seinem „Vorhof“, der Terrasse Dufferin aus hat man einen Blick auf den St. Lorenz Strom, die Unterstadt, das Quartier Petit Champlain, den Ort Lévis und die Ile d’Orleans. Diese scheint wie ein Pfropfen vor der Verengung des St. Lorenz bei Quebec City im Strom zu liegen. Besonders im Herbst, wenn die Laubfärbung des Indian Summer die Stadt in warme Farben taucht, oder im Winter, wenn der Schnee die Zinnen und Türme des Schlosshotels wie mit Puderzucker überzieht, entwickelt das Hotel seinen Charme, so als wollte es seine Gäste besonders herzlich willkommen heißen.
400 Jahre Geschichte in Kanadas ältester Stadt
Es gibt nur wenige Orte in Nordamerika, die älter sind als Quebec City. Darunter ist keiner, in dem die Geschichte noch so präsent ist wie in der Hauptstadt der Provinz Quebec. Die Stadtmauer umschließt auch heute noch die Altstadt. Sie ist sowohl Symbol Identität der Frankokanadier, als auch Zeichen dafür, dass man hier noch immer versucht, sich vom Rest Kanadas abzuheben. Gleichzeitig ist Quebec aber auch eine Stadt, die noch immer sehr europäisch wirkt. Wahrscheinlich ist dies auch einer der Gründe, warum sie auf Besucher aus der Alten Welt einen einladenden Eindruck macht. Sie bezaubert Besucher mit ihrem Charme, dem – trotz aller Querelen – harmonischen Stadtbild und vor allem ihrem Flair, der so an Frankreich erinnert.
Reiseorganisation:
Anreise:
Anreise per Flug, Bus oder Bahn*. Quebec City besitzt einen Flughafen.
Mietwagen:
Mietwagen – schnell und einfach buchen!*
Hotels:
Unterkünfte in und um Québec City* könnt Ihr hier buchen.
Stadtrundfahrt Québec City:
Mach eine Stadtrundfahrt* in Quebec City.
Kennst Du schon:
Text: Copyright Monika Fuchs
Fotos: Copyright Monika Fuchs
Anmerkung: Dieser Artikel erschien zunächst im Reisemagazin 360° Kanada
Quebec ist wirklich einen tolle Stadt. Mir hat die Altstadt sehr gut gefallen. Wir waren damals leider nur zwei Nächte dort. Gerne hätte ich mir auch etwas vom Umland angeschaut aber vielleicht ergibt es sich noch mal das ich dort hin komme. :) Deinen sehr interessanten Artikel werde ich direkt mal unter meinem Quebec Artikle verlinken. :)
Liebe Grüße
Peggy
Liebe Peggy,
Quebec ist eine unserer Lieblingsstädte in Kanada. Es zieht uns immer wieder dorthin :). Das Umland ist auch eine Reise wert – oder sogar mehrere. Wenn es Dich interessiert, wir haben schon eine ganze Reihe von Artikeln über Quebec in unserem Blog veröffentlicht.
Liebe Grüße,
Monika