Tschechien Urlaub im Kloster
Nicht jeder verbindet einen Tschechien Urlaub gleich mit einem Urlaub im Kloster. Wir auch nicht. Und wenn, dann suchen die meisten gewöhnlich nach einem Kloster in Prag oder in der tschechischen Bäderregion um Marienbad. Von Stift Zeliv haben die wenigsten gehört. Das erging uns nicht anders, bis uns die Einladung zu einer Pressereise ins böhmische Prämonstratenser Stift Zeliv ins Haus flatterte. Das machte uns neugierig. Vor allem auch, weil wir nach unserer Tschechien Reise nach Ostrava dieses Land genauer kennen lernen wollen. Daher sagten wir sofort zu. Kloster Zeliv hat uns überrascht.
Anreise nach Stift Zeliv
Von Stift Schlägl im österreichischen Mühlviertel fuhren wir zunächst durch die Hügellandschaften des Mühlviertels bis zur tschechischen Grenze. Auch auf der tschechischen Seite der Grenze setzte sich die kurvenreiche Fahrt durch das Hügelland des Böhmerwalds für einige Zeit fort. Sobald wir jedoch die Höhen des Böhmerwalds verlassen, sind die Hügel zunehmend niedriger. Die Aussicht wird weiter. Unsere Fahrt geht vorbei an Cesky Krumlov und Ceske Budejovice, dem früheren Budweis. Nach einem Abschnitt auf der Autobahn in Richtung Prag weist uns unser Navi schließlich den Weg nach Zeliv. Kurvenreich sind die Straßen durchs Land. Das lässt uns Zeit, die Landschaft und die Ausblicke zu genießen. (Karte)
Stift Zeliv in Böhmen
Was uns in Stift Zeliv erwartet, überrascht uns. Zunächst erstaunt uns, dass es so aussieht, als ob wir auf einer Baustelle gelandet sind. Es stellt sich jedoch schnell heraus, das dies die letzten Fassadenarbeiten sind, die die Nebengebäude des Klosters – das Hotel, die Brauerei und das Restaurant – ins Kloster-Ensemble integrieren. Im September 2019 sind die Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Nur der Parkplatz und das Wirtschaftsgebäude auf der anderen Seite des Parkplatzes sind dann nicht renoviert oder geteert. Der Grund dafür ist, dass dieses Gebäude und der Parkplatz im Besitz der Gemeinde sind. An einer Lösung arbeitet man aktuell.
Was uns hinter den Fassaden erwartet, beeindruckt uns. Hier treffen wir Menschen, die voller Elan und Optimismus daran arbeiten, Stift Zeliv zu etwas Besonderem zu machen. Die dunklen Zeiten der kommunistischen Herrschaft in Tschechien hinter sich zu lassen. Abt Jáchym und Prior Tadeáš stellen uns ihre Ideen und Pläne für die Zukunft des Stifts vor. Diese sind visionär. Die Stiftsgebäude renoviert man gerade mit EU-Geldern. Nach Jahren der Vernachlässigung während der kommunistischen Herrschaft in Tschechien ist dies ein enormes Unterfangen.
Die Ausstattung ist modern. Kein Wunder! Sind doch die ursprünglichen Möbel fast alle verschwunden. Was man retten konnte und wieder fand, ist nun im Stiftsmuseum zu sehen. Dort erfahren wir auch die traurige Geschichte des Stifts unter den Kommunisten. In jenen Jahren diente Stift Zeliv als Gefängnis für Priester und Mönche. Sie mussten Zwangsarbeit leisten und durften ihre seelsorgerische Arbeit nicht ausüben. Erst nach dem Ende des Kommunismus in Tschechien zogen die Prämonstratenser wieder in die halb verfallenen Stiftsgebäude ein.
Inzwischen entwickelt sich das Stift zu einem Kulturzentrum. Fotoausstellungen, Konzerte und Candlelight Führungen durchs Kloster gehören zum kulturellen Repertoire. Geplant sind Seminare und Workshops. Außerdem denkt man über die Einrichtung eines Wellnesszentrums nach.
Ein Quentchen Abenteuergeist
Nicht nur das Stift, sondern auch seine Umgebung lohnen einen Aufenthalt. Prior Tadeáš nimmt uns mit auf einen Halbtagesausflug. Hier zeigt sich sein Unternehmungsgeist, den er nicht nur im Stift unter Beweis stellt. Im stiftseigenen Kleinbus fährt er uns zu einer Kapelle oberhalb des Klosters. In der Nacht zuvor hatte es geregnet. Daher sind die Wege noch feucht. Solange diese geteert sind, ist das kein Problem. Allerdings biegt er bald in einen feuchten Wiesenweg ein, der immer schlammiger wird.
Abenteuerlust
Als wir fast in einer Schlammkuhle stecken bleiben, meint er: „Sitzenbleiben“, und lässt das Auto zurück rollen. Auch nach mehrfachen Versuchen schafft es der Wagen nicht über eine rutschige Erhebung, die uns den Weg zu unserem Ziel versperrt. „Sitzenbleiben“, heißt es auch nach dem vierten vergeblichen Versuch. Diesmal rollt der Wagen an dichtem Brennnesselgestrüpp eine längere Strecke rückwärts. Nicht ohne auch mal seitwärts auszuscheren. Dann nimmt er nochmal Anlauf. Und diesmal klappt’s. Alle Autoinsassen jubeln. Und Prior Tadeáš tut dies am meisten. Mich erinnert unser Ausflug fast an meine Reisen durch die Wildnis im Yukon.
Dann geht’s mitten durch die Wiese zu einem Aussichtspunkt aufs Kloster und den Ort Zeliv. „Die Wiese gehört zum Grundbesitz des Stifts“, erklärt uns Prior Tadeáš. „Wir haben sie zur Bearbeitung verpachtet.“ Offenbar hat er diese Tour nicht zum ersten Mal gemacht.
Die Umgebung des Stifts bietet schöne Naturerlebnisse
Es gibt noch mehr zu entdecken in der Umgebung des Stifts. Das Kloster liegt zwischen zwei Flüssen, der Zelivka und der Trnava. Beide Flüsse sind in ihrem Verlauf angestaut. Ihre Stauseen sind zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto gut zu erreichen. Für alle, die Ruhe in der Natur suchen, sind sie genau das Richtige. Bei unserem Besuch am Staudamm der Zelivka treffen wir nur auf eine Schulklasse, die gerade einen Radausflug macht. Nachdem sie die Straße über den Damm passiert, sind wir fast alleine am See. Nur am Ufer steht noch ein Angler, der sein Glück versucht. Fische gibt es offenbar genug. Wir sehen sie sogar von unserem Aussichtspunkt auf der Brücke im Seewasser unter uns.
Unsere Fahrt durch die Region zeigt uns, dass die Bauern in Tschechien ihre Felder auf nachhaltige Art und Weise bewirtschaften. Wildblumen wachsen am Wegesrand. Uns fallen die Getreidefelder auf, in denen Kornblumen zwischen den Getreidehalmen wachsen. In Tschechien müssen keine Wildblumenstreifen an Waldrändern gesät werden, um Insekten anzulocken. Hier wachsen die Blumen noch, wo sie wollen.
Die Hügellandschaft um Zeliv bietet gute Wandermöglichkeiten. Prior Tadeáš zeigt uns eine zweite Kapelle im Wald oberhalb des Stifts. Sie ist über einer Quelle erbaut und liegt an einem kleinen Bach. Die Kapelle ist auf einfachen Wegen zu erreichen. In ihrer Umgebung eröffnen sich schöne Ausblicke auf die böhmische Waldlandschaft.
Im Stiftshotel einen Tschechien Urlaub im Kloster erleben
Das Stiftshotel bietet gemütliche Unterkünfte für Gäste, die Urlaub im Kloster machen wollen. Die Zimmer sind komfortabler als viele, die wir in anderen Klöstern kennengelernt haben. Wir sind in einem Zimmer untergebracht, das mit Stilmöbeln ausgestattet ist und auf den Fluss Zelivka blickt. Unser Zimmer bietet viel Platz und Ruhe. Bei geöffnetem Fenster schläfert uns abends das Plätschern des Flusses und das Rauschen des Winds in den Bäumen vor unserem Fenster ein. Nachts genießen wir die Stille.
Das Stiftsrestaurant
Im Restaurant gibt’s morgens ein Frühstück, das aus einem Buffet mit kalten Speisen und warmen Gerichten aus der Küche besteht. Mittags und Abends probieren wir uns durch die regionalen Spezialitäten Böhmens und Tschechiens. Das Angebot reicht von Steak über Hühnerbrust, Tatar, Schweinebraten mit böhmischen Knödel bis zum Bier aus der Stiftsbrauerei. Für Vegetarier und Veganer gibt es Salate auf der Speisekarte.
Die Stiftsbrauerei macht einen Tschechien Urlaub im Kloster zum Genuss
Klein, aber fein ist die Stiftsbrauerei von Stift Zeliv. Sie liegt direkt neben dem Stiftsrestaurant, und natürlich schenkt man dort die Biere der hauseigenen Brauerei aus. Das Bierbrauen hat eine lange Tradition im Stift Zeliv. Schon im 14. Jahrhundert erwähnen die Chroniken, dass Bier im Stift Zeliv gebraut wurde. Eines der Biere aus Zeliv wird nach einem Rezept aus dem Jahr 1626 gebraut. Jiří Kratochvíl, der Brauer des Stifts, versucht damit, den Geschmack historischer Biere so nah wie möglich zu kommen. Es ist auf jeden Fall wert, einmal probiert zu werden. Daneben gibt’s aber noch andere Biersorten. Ein britisches Stout findet sich ebenso darunter wie ein Weißbier, ein Lager, ein halbdunkles Fassbier, ein Trappistenbier nach belgischem Vorbild und ein dunkles Schwartzbier. Die heutigen Biere sind benannt nach ehemaligen Äbten des Stifts. Eine Bierprobe ist spannend im Stift Zeliv.
Unser Fazit: Stift Zeliv ist perfekt für einen Tschechien Urlaub im Kloster
Wir erfahren viel über die Zeitgeschichte Tschechiens im Stift Zeliv. Aber nicht nur das. Im Kloster erleben wir eine Aufbruchsstimmung und einen Optimismus, der ansteckend wirkt. Abt, Prior und die Mitbrüder stecken voller Ideen und Visionen, wie sie ihr Stift wieder zu einem Zentrum für die Menschen machen wollen, die Ruhe und eine Auszeit von der Hektik des Alltags suchen. Uns hat begeistert, mit welcher Motivation sie daran arbeiten. Wir sind gespannt, was sie verwirklichen werden und wünschen ihnen viel Erfolg bei ihren Plänen. Vielleicht haben wir ja später noch einmal Gelegenheit, uns anzuschauen, was daraus wird.
Reiseorganisation
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Einreise nach Tschechien
Die aktuellen Einreise-Bestimmungen nach Tschechien erfährst Du zum Beispiel hier.
Anreise nach Stift Zeliv in Böhmen in Tschechien
Vergleiche und buche Flüge hier*. Der nächstgelegene Flughafen ist in Prag. Von dort reist du am besten per Mietwagen weiter.
Die Anreise mit dem Auto:
Von Linz: Über die A7 bis Freistadt. Von dort geht’s weiter auf der E55 bis Tabor. Dann folgst Du der B19. Dort zweigst Du ab auf die B112 und weiter über die B347 zum Stift Zeliv.
Von Prag: Fahre über die E50 und biege hinter Kuberovice ab zum Stift Zeliv.
Übernachtung
Im neu restaurierten Stiftshotel in Zeliv* kannst Du gut übernachten.
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Quelle Tschechien Urlaub im Kloster : Recherchen vor Ort mit Unterstützung von Klösterreich. Unsere Meinung bleibt jedoch unsere eigene.
Text Tschechien Urlaub im Kloster: © Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Fotos Tschechien Urlaub im Kloster: © Copyright Monika Fuchs sowie TravelWorldOnline
Video Tschechien Urlaub im Kloster: © Copyright Petar Fuchs sowie TravelWorldOnline
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